Muttermilch oder industrielle Säuglingsnahrungen?

Muttermilch oder industrielle Säuglingsnahrungen?

Muttermilch ist die beste Nahrung für ein Baby. Kann oder möchte die Mutter jedoch nicht stillen, stehen verschiedene Säuglingsnahrungen guter Qualität zur Verfügung.

Stillen bietet viele Vorteile für Mutter und Kind

Stillen ist die natürlichste Art der Säuglingsernährung und das Beste, was sie für Ihr Kind tun können. Nicht nur für das Baby, sondern auch für die frisch gebackene Mama bietet das Stillen viele Vorteile. Muttermilch ist für das Baby leicht verdaulich und an seine Nahrungsbedürfnisse angepasst. Sie ist immer verfügbar, hygienisch einwandfrei und besitzt die richtige Trinktemperatur. Außerdem sind in der Muttermilch wertvolle Abwehrstoffe enthalten, die das Baby vor vielen Infektionskrankheiten schützen können. Aus diesem Grund sind gestillte Kinder auch seltener krank als nicht gestillte Kinder. Auch treten Allergien bei Stillkindern seltener auf. Stillen fördert zudem die normale Kieferentwicklung des Kindes. Durch das Saugen der Milch aus der Brust werden sehr viel mehr Muskeln beansprucht als beim Trinken aus der Flasche. Für früh geborene Kinder ist Muttermilch besonders wertvoll. Die Milch sollte dann solange, wie das Kind noch nicht aus der Brust trinken kann, abgepumpt und dem Baby per Flasche gegeben werden. Außerdem ist Stillen umweltfreundlich und spart Geld und Zeit. Es macht unabhängig, da man alles, was das Baby zu Essen und trinken braucht, immer dabei hat.

Muttermilch verändert sich im Laufe der Stillzeit, um die sich ändernden Bedürfnisse des Babys zu befriedigen. Auch für die Gesundheit der Mutter ist Stillen wertvoll. Es fördert die Rückbildung der Gebärmutter und verringert den Blutverlust. Weiterhin kann das Stillen das Risiko von Eierstock- und Brustkrebs verringern. Die Mutter sollte in der Stillzeit auf eine ausgewogene Ernährung achten, richtig Trinken und auf Genussmittel wie Alkohol und Energydrinks verzichten.

Die Nationale Stillkommission gibt Empfehlungen für die Säuglingszeit.

Säuglingsmilchnahrungen werden nach dem Vorbild der Muttermilch hergestellt

Muttermilch ist die beste Nahrung für den Säugling. Sollte Stillen nicht möglich oder nicht gewünscht sein, ist als Ersatz nur industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung uneingeschränkt empfehlenswert. Nach den Richtlinien der Europäischen Union werden diese Produkte als „Säuglingsanfangsnahrung“ bezeichnet. Sie werden auf Basis von Kuhmilch oder Soja hergestellt. Das Selbstzubereiten von Säuglingsmilch ist aufgrund der speziellen Nährstoffzusammensetzung nicht zu empfehlen.

Als erste Nahrung wird für Säuglinge die Pre-Nahrung empfohlen. Um den hohen Eiweißgehalt von Kuhmilch dem niedrigeren Gehalt der Muttermilch anzupassen, wird z. B. ein Teil des Caseins der Kuhmilch entfernt und teilweise durch leichter verdauliches Molkeneiweiß ersetzt. Als Kohlenhydrat dürfen Pre-Nahrungen ausschließlich Milchzucker (Laktose) enthalten. Vitamine und Mineralstoffe sind nach gesetzlich festgelegten Mengen zugesetzt. Die angerührte Milch ist dünnflüssig und sättigt ähnlich wie Muttermilch. Eine Überfütterung mit Pre-Nahrung ist sehr unwahrscheinlich.

Achten Sie auf zuckerfreie Produkte

Neben den Pre-Nahrungen finden wir Säuglingsnahrungen mit der Bezeichnung „1“ im Handel. Sie enthalten zusätzlich zwei Prozent glutenfreie Stärke. Die angerührte Milch ist sämiger und soll besser sättigen. Einige dieser Produkte enthalten aber oft auch noch Zucker, welcher überflüssig für die Nährstoffversorgung des Kindes ist. Bei diesen Säuglingsnahrungen besteht die Gefahr der Überfütterung. Unabhängig davon haben Studien gezeigt, dass Babys aus der Flasche größere Mengen trinken als aus der Brust. Wer sein Kind mit industriell gefertigter Säuglingsnahrung füttert, sollte das Gewicht des Kindes im Auge behalten.

Die Säuglingsanfangsnahrungen mit den Bezeichnungen „Pre“ oder „1“ können Babys während des gesamten ersten Lebensjahres trinken. Sie können als Muttermilchersatz in den ersten vier bis sechs Monaten und als zusätzliche Milchmahlzeit zur Beikost im zweiten Lebenshalbjahr eingesetzt werden. Eine andere Säuglingsmilchnahrung ist im gesamten ersten Lebensjahr nicht erforderlich.

Im Handel finden sich auch weitere Produkte, die mit der „2“ oder als Folgemilch bezeichnet werden. Diese Produkte sollen den veränderten Nährstoffbedürfnissen des älteren Babys angepasst sein. In ihrer Zusammensetzung ähneln sie eher der Vollmilch als der Kuhmilch. Auch hier darf neben dem Milchzucker Haushaltszucker gesetzt werden. Folgemilch ist überflüssig und aufgrund der hohen Nährstoffdichte nicht empfehlenswert.

HA-Nahrung für allergiegefährdete Babys

Für Babys, die nicht gestillt werden, jedoch allergiegefährdet sind, gibt es spezielle industriell gefertigte hypoallergene Säuglingsanfangsnahrungen, kurz HA-Nahrungen. Die darin enthaltenen Kuhmilcheiweiße sind so weit aufgespalten, dass sie praktisch nicht mehr allergen wirken. Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte und mit über 2.000 Säuglingen groß angelegte Langzeitstudie GINI (German Infant Nutritional Intervention Study) zeigte positive Effekte von HA-Nahrungen bei allergiegefährdeten Säuglingen. Eine hypoallergene Säuglingsnahrung kann das Risiko für das atopische Ekzem (Neurodermitis) und die Nahrungsmittelallergie bei allergiegefährdeten Säuglingen im Vergleich zu einer normalen Flaschennahrung verringern.

Aufgrund der immer noch relativ hohen Gehalte an bedenklichen 3-MCPD-Fettsäureestern schnitten bei einem Test von der Zeitschrift ÖKO-TEST alle HA-Nahrungen maximal mit „befriedigend“ ab. Alle Pulver waren in dem Test mit dem Fettschadstoff belastet – allerdings nicht mehr so stark wie früher.

Fazit

Muttermilch ist einzigartig und kann in seiner speziellen Zusammensetzung nicht komplett durch ein industriell hergestelltes Produkt ersetzt werden. Falls ein Baby nicht gestillt werden kann oder die Mutter es nicht möchte, stehen verschiedene Säuglingsnahrungen zur Verfügung. Die Qualität dieser Nahrungen hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter verbessert. Bei den Säuglingsmilchnahrungen sind jene mit den Bezeichnungen „Pre“ und „1“ sowie „HA-Nahrung“ für allergiegefährdete Säuglinge empfehlenswert. Folgemilch mit der Ziffer „2“ ist generell überflüssig.

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