Tragetuch oder Tragehilfe – So entscheidest du dich richtig

Tragetuch oder Tragehilfe – So entscheidest du dich richtig

Sie dienen nicht nur als superschicke Accessoires in tausend verschiedenen Farben und Designs, sie sind auch einfach praktisch: Tragetücher und Tragehilfen erleichtern den Alltag mit Baby ungemein.

Ein Baby will getragen werden

Babys sind Traglinge. Diese Erkenntnis aus der Evolutionsbiologie hat sich mittlerweile immer mehr rum gesprochen. Kinder sind nicht dafür geboren, im Kinderwagen zu liegen, sondern an Mama oder Papa gekuschelt zu sein. Das hat auch nichts mit Verwöhnen zu tun. Durch das Tragen stillst du einfach das Grundbedürfnis nach Nähe und Zuneigung, was auch größere Kinder noch haben.

Anstatt dein Kind einarmig auf der Hüfte zu tragen, kannst du es dir mit einem Tuch oder einer Tragehilfe auf Bauch oder Rücken schnallen. Das ist nicht nur besser für Rücken, Hüfte und Gelenke des Babys – sondern auch für dich. Mittlerweile gibt es einen großen Markt für Babytragen und Zubehör. Doch bevor du dir eine x-beliebige Trage zulegst, solltest du folgende Dinge unbedingt achten:

Anhock-Spreizhaltung

Dein Neugeborenes sollte sich beim Tragen in Anhock-Spreizhaltung befinden, vor allem, wenn bei ihm eine Hüftdysplasie diagnostiziert wurde. Diese Haltung nimmt dein kleines Baby automatisch ein, wenn du es an deine Brust kuschelst. Beim Tragen ist wichtig, dass die Beine nicht locker runter hängen, sondern die Knie des Kindes etwa auf Höhe seines Bauchnabels sind und ein M bilden. Damit das klappt, muss der Steg der Tragehilfe bzw. die Pokante des Tragetuchs von Kniekehle zu Kniekehle verlaufen. Wenn du darauf achtest, beugst du Hüftschäden bei deinem Nachwuchs vor.

Gerundeter Rücken und Blickrichtung

Des Weiteren muss der Rücken immer gerundet sein und darf nicht ins Hohlkreuz durchgedrückt werden. Dafür braucht es ein elastisches Rückenteil, keine feste Schale, wie es sie bei den schlechteren Tragehilfen leider immer noch gibt. Ein Hohlkreuz kann auch entstehen, wenn das Kind nicht mit dem Bauch zum Träger getragen wird. Außerdem riskierst du so eine Reizüberflutung bei deinem Baby, weil es allen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. Darum ist es doppelt wichtig, dein Kind so zu tragen, dass es sich an deiner Brust einkuscheln kann, wenn ihm alles zu viel wird. Beim Tragen in Laufrichtung sitzt dein Kind auch nicht entspannt, sondern es hängt auf den Genitalien. Bei Jungen kann das zu Hodenquetschungen führen, für Mädchen ist diese Haltung aber auch sehr unangenehm.

Kopfstütze

Achte auch darauf, dass der Kopf des Säuglings gestützt wird, bis er ihn alleine halten kann. Im Tragetuch kannst du dafür sorgen, indem du die Kopfkante straff ziehst und zusätzlich mit einem Tuch Halt gibst. Tragehilfen haben meist eine Art Kapuze, die den Kopf vor dem Zurückfallen bewahrt.

Trageberatung

Größere Babys ab Sitz- und Laufalter können auch auf dem Rücken oder der Hüfte getragen werden. Für viele Trageeltern ist das ein Zeitpunkt, wo sie vom Tragetuch auf eine Tragehilfe wechseln. Um die richtige für euch zu finden, ist eine Trageberatung empfehlenswert. Eine kompetente Beraterin in deiner Nähe findest du über die Trageschule Hamburg und Dresden (Deutschland), über Clauwi (Österreich) oder die Trageschule Schweiz.

Damit du im Beratungsgespräch nicht erschlagen wirst, stellen wir dir hier die wichtigsten Unterschiede zwischen Tuch und Tragehilfe schon einmal vor. Aber auch wenn du denkst, dass dir das Tragetuch viel zu kompliziert ist oder du auf gar keinen Fall eine Tragehilfe haben willst – probiere es trotzdem in der Beratung aus. Du wirst überrascht sein, was sich für dich am besten eignet.

Übrigens kannst du eine Trageberatung schon während der Schwangerschaft besuchen. Geübt wird dann mit einer Tragepuppe.

Tragetücher

Die Auswahl an Tragetüchern ist nahezu unbegrenzt und für Neulinge erst einmal schwer zu durchschauen. Dabei gibt es einige Eckpunkte, an denen man sich orientieren kann.

Wenn du dir ein Tragetuch anschaffen willst, wirst du feststellen, dass es verschiedene Längen gibt. Diese sind mittlerweile genormt und bei allen Herstellern gleich. Je nach Bindeweise und Kleidergröße des Trägers empfiehlt sich eine andere Länge. Als Standard-Größe für Anfänger haben sich die 6 (ca. 460 cm) und für zierliche Personen die 5 (ca. 420 cm) etabliert. Mit diesen Längen können eigentlich alle gängigen Trageweisen gebunden werden.

Längen, Material und Werbung

Neben vielen verschiedenen Designs und Längen gibt es auch unterschiedliche Materialien. Tragetücher bestehen meist aus Baumwolle, Hanf, Seide, Wolle oder einem Mischgewebe. Der Grund dafür hängt mit den Temperaturen zusammen: Ein Wolltuch spendet an kalten Wintertagen extra Wärme, während Seide im Sommer für Kühlung sorgt. Hanf ist besonders robust und für schwerere Traglinge besonders geeignet.

Damit Tragetücher ihrer hohen Belastung standhalten können, ist eine besondere Art der Werbung verantwortlich. Die häufigsten, Kreuzkörper- und Jacquard-Werbung, sind wahre Alleskönner. Sie sorgen für eine hohe Elastizität bei gleichzeitiger Festigkeit.

Das elastische Tragetuch

Die Zunft der Trageberater ist gespalten, inwiefern das elastische Tuch wirklich zu empfehlen ist. Es muss immer perfekt gebunden sein, damit es den idealen Halt gibt und erfordert darum mehr Übung als ein normales Tragetuch. Lasst euch die Bindeweise unbedingt von einer ausgebildeten Trageberaterin zeigen, um Haltungsschäden bei eurem Kind und euch selbst vorzubeugen.

Tragehilfen

Viele Eltern mögen das Tragen mit dem Tuch nicht so gern. Irgendwie verständlich: Das Einwickeln auf dem Parkplatz vor dem Wochenendeinkauf kann ganz schön nerven. Schneller und einfacher geht es da meist mit einer sogenannten Tragehilfe. Diese sollte im Idealfall aus Tragetuch-Stoff bestehen, damit durch die Elastizität der Rücken eures Kindes gerundet werden kann.

Ring Sling

Ein Ring Sling ist eine längliche Bahn aus Tragetuch-Stoff, die an der schmalen Seite mit zwei Metallringen versehen ist. Diese sorgen für den nötigen Halt der jeweiligen Bindeweise. Slings werden meist für das Tragen auf der Hüfte verwendet und sind sehr einfach anzulegen.

MeiTai

Diese Tragen kommen ursprünglich aus Asien. Sie besitzen ein Rückenteil, an das Träger und ein Hüftgurt angenäht sind. Diese werden gebunden und durch Knoten befestigt, wodurch die MeiTai von verschiedenen Personen genutzt werden kann. Die Tragehilfe kann von Geburt an genutzt werden.

Halfbuckle

Halfbuckle bezeichnet eine „Halbschnallen“-Trage. Sie ist wie eine MeiTai aufgebaut, jedoch wird der Hüftgurt nicht geknotet, sondern mit einem Klettverschluss oder einer Schnalle geschlossen. Halfbuckle-Tragen sind, wie die MeiTai, während der ganzen Tragezeit verwendbar.

Fullbuckle

Die „Vollschnallen“-Trage ist sozusagen die Erweiterung des Halfbuckle. Hier wird nicht nur der Hüftgurt, sondern auch die Schulterträger mittels Schnalle eingestellt und befestigt. Fullbuckle sollten nicht für Neugeborene verwendet werden.

Onbuhimo/Onbu

Der Onbuhimo kommt aus Japan und besitzt wie die bisherigen Tragehilfen Schultergurte, aber keinen Bauchgurt. Darum ist er nicht für Babys geeignet, sondern für Laufkinder, die kurz verschnaufen wollen. Das Gewicht des Kindes kann nicht auf die Hüften des Trägers geleitet werden, sondern lastet ganz auf den Schultern. Eine längere Tragezeit mit dem Onbu ist daher nicht zu empfehlen. Sein Vorteil liegt darin, dass er einfach und schnell, wie ein Rucksack, angezogen werden kann.

Komforttragen

Die Komforttragehilfen sind bereits fix und fertig. Leider bestehen sie oft nicht aus einem elastischen Material, sondern sind stark vorgeformt, wodurch der Kinderrücken platt oder schlimmstenfalls in Hohlkreuz gedrückt wird. Außerdem ist der Steg selten verstellbar, wodurch sie nur begrenzte Zeit genutzt werden kann, wenn das Kind die richtige Größe hat.

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