Sucht Anzeichen bei virtuellen Müttern

Virtuelle Mütter – Wenn das Internet zur Sucht wird

Die reale und virtuelle Welt verschmelzen weiter. Virtuelle Mütter müssen hier besonders acht geben, damit das Internet nicht zur Sucht wird.

Vereinsamung ohne Internet

Es ist oft ein schleichender Prozess. Wenn das Baby auf der Welt ist, sind Laptop und Smartphone erst einmal vergessen. Alles dreht sich rund um den neuen Erdenbürger. Nach einiger Zeit lässt die Anfangseuphorie nach: Frischgebackene Eltern leiden an Schlafmangel, sind gereizt und stellen fest, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse bisher ziemlich vernachlässigt haben. In der WhatsApp-Gruppe der alten Schulclique wurde schon ewig nicht mehr mitgelesen, das Facebook-Profil gammelt vor sich hin. Irgendwie hat man das Gefühl, gar nicht mehr up to date zu sein. Da sich ein Großteil der heutigen Kommunikation über das Internet abspielt, kann man sich schnell isoliert fühlen, wenn man nicht dauernd online ist.

Dein Alltag ist ihre Kindheit

So schickt man schnell während des Stillens ein paar Nachrichten. Dann noch kurz bei YouTube ein Video mit der Bindeanleitung fürs Tragetuch raus suchen. Und nicht vergessen, Babys Schluckauf zu googeln. Hoffentlich ist das ganz normal… und schwupps ist die Stillzeit um, das Baby möchte jetzt gerne mit dir spielen. Aber du hast noch gar nicht das YouTube-Video fertig gesehen.

Wie verhältst du dich jetzt? Verschiebst du das Video auf später, oder vertröstest du dein Baby? Lass dir gesagt sein: Es ist okay, wenn du ab und zu kurz das Video fertig schaust. Du solltest aber darauf achten, dass es nicht zur Regel wird und deine Internetzeit wichtiger als dein Baby wird. Andernfalls riskierst du eine Bindungsstörung. Ein schöner Merksatz lautet: „Dein Alltag ist ihre Kindheit.“ Hand aufs Herz: Möchtest du deinem Sprössling nicht lieber eine Kindheit mit einer richtig anwesenden Mama schenken, als eine Mutti zu sein, die ständig am Bildschirm klebt?

Feste Zeiten für virtuelle Welt

Dabei können dir und deiner Familie klare Regeln helfen. Richtet bewusst Internet-freie Zeiten ein. Wie oft erwischen wir uns dabei, dass wir am Familientisch sitzen und uns nicht unterhalten? Jeder checkt seinen Instagram-Account, schlägt etwas bei Wikipedia nach oder scrollt sich durch die Bundesliga-Ergebnisse. Da sollte es ganz klar heißen: Essenszeit ist keine Internetzeit!

Wenn dein Kind schon etwas größer ist, beschäftigt es sich bestimmt auch schon mal allein. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du dir dann eine kurze Pause gönnst und die Zeit zum Surfen nutzt. Signalisiert dir dein Kind aber, dass es wieder mit dir spielen möchte, solltest du dich ganz darauf konzentrieren. Dann hilft, bewusst einen Schlusspunkt hinter deine Zeit im Netz zu setzen: Smartphone lautlos schalten, Laptop zuklappen und beides außer Reichweite legen. Sei ganz für dein Kind da.

Googeln, bis der Arzt kommt?

Und wenn du ganz dringend etwas abchecken musst? Mal ehrlich: Wie oft müssen wir etwas so superdringend erledigen, dass es nicht zehn Minuten warten kann? Twitter, Pinterest und Facebook gehören ganz bestimmt nicht dazu. Das sind alles Dinge, die du auf abends verschieben kannst, wenn der Windelrocker im Bett liegt. Es spricht auch nichts dagegen, dass du nach der Begleitung in den Schlaf noch mit im Bett liegen bleibst und dann nach Herzenslaune surfst und alles googelst, was dir tagsüber an deinem Schatz aufgefallen ist.

Zum Glück ist das Internet voller Hebammenblogs, Elternratgeber und Facharzt-Seiten. So kannst du jedes Symptom sofort nachschlagen und entscheiden, ob es sich wirklich lohnt, wegen des Schluckaufs in die Notaufnahme zu fahren.

Aber dieser Segen ist auch ein Fluch. Zum einen vergeudest du viel Zeit damit, mögliche Krankheiten zu googeln. Zum anderen kann dich auch völlig verunsichern, was du auf den diversen Seiten liest. Laien fällt es außerdem schwer, die Seriosität der ärztlichen Ratgeber einzuschätzen. Die Gefahr besteht, eine „Cyberchondrie“ zu entwickeln, also zum Internet-Hypochonder zu werden, der jede der aufgeführten Krankheiten sofort bei sich oder seinem Kind vermutet. Hör stattdessen lieber auf dein Bauchgefühl und frag im Zweifel den behandelnden Arzt. Bei Notfällen solltest du sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und nicht erst im Internet surfen. Dabei kannst du lebenswichtige Minuten verlieren.

Internetsucht – Jetzt ist schnelle Hilfe gefragt

Leider verlernen immer mehr Menschen, auf ihren Körper und seine Signale zu achten. Googeln wird zum Zwang, alles muss sofort nachgeprüft werden. Rat kann man sich auch in Tausenden Facebook-Gruppen holen. Solltest du das Gefühl haben, dass dir deine sozialen Plattformen extrem wichtig sind, nimm dieses Gefühl bewusst wahr und ordne es ein.

Siehst du deinen Internetkonsum kritisch? Hat dich sogar schon mal jemand darauf angesprochen? Fällt es dir außerdem schwer, nicht rund um die Uhr online zu sein? Kannst du dein Smartphone nicht aus der Hand legen? All das können Anzeichen einer Internetsucht sein.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 sind in Deutschland etwa 560.000 Menschen internetsüchtig. Vor allem junge Frauen und Mädchen sind davon betroffen. Sie verbringen ihre Zeit meist in sozialen Netzwerken, weniger mit Online-Spielen. Wie bei jeder anderen Sucht kann es zu Entzugserscheinungen kommen. Dann ist es wichtig, dass du dir professionelle Hilfe holst. Sucht-Beratungsstellen gibt es mittlerweile in vielen Städten.

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