Längeres gemeinsames Lernen

Längeres gemeinsames Lernen – Schulbesuch von der 1. bis zur 10./12. Klasse

Die meisten deutschen Kinder gehen 4 Jahre in die Grundschule und danach auf Haupt- oder Realschule oder Gymnasium. Wäre es nicht viel besser, die Schüler länger gemeinsam lernen zu lassen?

Das deutsche Schulsystem ist in seiner dreigliedrigen Form einzigartig. In der Regel werden die Kinder nach der 4. Klasse in Haupt-, Real- und Gymnasialschüler aufgeteilt. Die Durchlässigkeit von Hauptschule in Richtung Gymnasium tendiert gegen null. Einen Gymnasialschüler stuft man schneller einmal in Richtung Realschule herab, als einen Hauptschüler auf die Realschule und anschließend auf das Gymnasium zu schicken. Es gibt auch Gesamtschulen, die mehrere Schulformen vereinen, aber die strikte Unterteilung nach Leistungsstufen bleibt bestehen.

Schulabgang nach Klasse 4 übt großen Druck aus

Dieser Knackpunkt in der Schullaufbahn übt großen Druck auf Schüler und Eltern aus. Bereits zu Beginn der 4. Klasse finden Gespräche statt und müssen Weichen gestellt werden. Dabei ist fraglich, ob sich bereits nach 3 Schuljahren zweifelsfrei sagen lässt, welches Potential in einem Kind steckt. Viele legen gerade in der 4. bis 6.  Klasse noch eine gravierende Entwicklung hin. Da kann es bei einigen schon zu spät sein, weil sie den Sprung auf das Gymnasium oder die Realschule nicht geschafft haben. Denn dass ein Hauptschulabschluss in unserer heutigen Leistungsgesellschaft nicht viel Wert ist, steht außer Frage. Ein Hauptschulabschluss garantiert keinen Ausbildungsplatz. Hier werden Realschüler bevorzugt.

Kein Sitzenbleiben in der Waldorfschule

In anderen Ländern oder in verschiedenen deutschen Privatschulen lernen die Kinder länger zusammen. Zum Beispiel im reformpädagogischen Konzept der Waldorfschulen gibt es kein Sitzenbleiben. Der Schwerpunkt liegt darauf, alle Kinder so anzunehmen wie sie sind und individuell zu fördern. Wer etwas länger braucht, um etwas Bestimmtes zu lernen, bekommt diese Zeit und wird trotzdem mitgenommen in die nächste Klassenstufe. Alle Schüler durchlaufen gemeinsam 12 Schuljahre.

Vorteile von längerem gemeinsamen Lernen

Wenn Klassen oder Lerngruppen lange zusammenbleiben, bilden sie eine feste, vertraute Einheit die Stabilität schafft und es Kindern erlaubt, sich zu entwickeln. Die Schüler kennen ihre Mitschüler, ihre Lehrer und auch die Räume. Sie arbeiten in Lernformen und mit Methoden, die ihnen vertraut sind. Durch diesen stabilen Rahmen können sie sich ganz auf die Lerninhalte konzentrieren. Denn es geht keine Zeit verloren durch die Neubildung und Neuorganisation einer Klasse. Nach vielen Jahren des gemeinsamen Lernens kennen auch die Lehrkräfte ihre Schüler sehr gut und können individuell auf sie eingehen.

Fazit

Eine bunt gemischte Schülergruppe bildet viel mehr die gesellschaftliche Realität ab, als eine selektierte Gruppe. Möglicherweise verschenken wir uns viel Potential, in dem wir die Schüler so früh aufteilen und somit abstempeln. Ein Modell des längeren gemeinsamen Lernens funktioniert natürlich nur, wenn stark differenziert unterrichtet wird. Eine Möglichkeit wäre, Offenen Unterricht anzubieten, wo die Schüler viel selbstständig arbeiten und die Lehrkraft mehr im Hintergrund die Fäden in der Hand hält. Doch eine generelle Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem ist derzeit nicht ersichtlich. Auch wenn es immer wieder Initiativen gibt, die sich dafür einsetzen.

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