Bouldern – Bewegungsschach an der Kletterwand

Bouldern – Bewegungsschach an der Kletterwand

Bouldern – das ist dynamisches Klettern in niedriger Höhe, das nur durch dicke Matten abgesichert wird. Gerade im Winter lohnt es sich, diese Indoor-Trendsportart einmal auszuprobieren.

Bouldern beschreibt das Klettern ohne die Sicherung durch ein Seil. Allerdings befindet man sich dabei stets in Absprunghöhe. Weichbodenmatten sorgen für eine angenehme Landung und fangen gegebenenfalls auch einen Sturz auf. Höhenangst hindert kaum jemanden an dieser Sportart, denn die künstlichen Wände mit bunten Griffen aus Kunstharz sind höchstens vier oder fünf Meter hoch. In der freien Natur liegt es in der Eigenverantwortung der Kletterer, wie hoch sie sich ungesichert hinauswagen.

Auch wenn Bouldern mit dem Bergsteigen verwandt ist, hat es kaum noch etwas miteinander zu tun. Beim Bouldern sind die Bewegungen dynamischer und komplexer als beim Klettern, denn es beinhaltet auch seitliche Sprünge und Schwungbewegungen. Man trifft quasi in kurzer Zeit auf viele knifflige Kletterabschnitte. Viele bezeichnen es deshalb auch als Bewegungsschach.

An Ausrüstung werden lediglich spezielle Kletterschuhe und Magnesia benötigt. Das ist ein Pulver, welches Handschweiß trocknet und die Griffigkeit der Hände erhöht.

In Deutschland besonders beliebt

Bouldern begeistert Jung und Alt. Es gibt kaum ein Kind, das nicht gerne klettern möchte. Die Jüngsten sind gerade mal drei bis vier Jahre alt, einige Kletterer sind bereits über 60.

Bouldern ist zunehmend ein städtischer Sport und Deutschland ist hierbei deutlich in der Vorreiterrolle. Nirgendwo gibt es so viele Hallen und so viele Wettbewerbe wie in Deutschland. Bouldern ist regelrecht zum Wettkampfsport geworden. Es gibt sogenanntes „Speedbouldern“, ein Wettklettern auf Zeit, oder einen Wettbewerb mit dem Ziel, eine unbekannte Route mit möglichst wenigen Versuchen zu bewältigen.

Derjenige, der eine neue Route an der Wand befestigt, stellt dem Boulderer sozusagen eine Aufgabe, die dieser zu lösen hat. Er muss dann eine Art Kletter-Choreographie entwickeln, um die Herausforderung zu bestehen.

Ein neuer Boulderer hat schnell erste Erfolgserlebnisse. Die „einfachen“ gelben Routen werden mehr oder weniger „hochgestolpert“, doch mit der Zeit verbessert man automatisch seine Technik und immer höhere Schwierigkeitsgrade können gemeistert werden.

Ein Vorteil vom Bouldern ist, dass kein Partner zum Sichern benötigt wird. Zugleich ist Bouldern aber auch ein sehr geselliger Sport. Man feuert sich gegenseitig an oder gibt sich Tipps. Auch wird oft gemeinsam überlegt, wie sich sportliche Probleme und das Bewältigen einer schwierigen Route lösen lassen. Dieses gemeinschaftliche Rätseln und Tüfteln an der optimalen Bewegungsabfolge und der Haltepositionen ist einer der Hauptreize am Bouldern.

Bouldern bringt positive Effekte

Bouldern verspricht schnelle Erfolgserlebnisse, soll motivieren, die Stimmung heben und kann sogar dabei helfen, Ängste abzubauen. Darüber hinaus verbessert Bouldern nicht nur die Koordinationsleistung, den Gleichgewichtssinn, die Konzentrationsfähigkeit und das Körpergefühl, sondern ist auch ein hervorragendes Krafttraining. Regelmäßige Kletterer haben eine hohe Muskelqualität. Arme, Finger und der gesamte Oberkörper werden dabei am meisten trainiert.

Die Belastung beim Klettern ist natürlich groß, weshalb es leicht zu Überlastungen kommen kann, zum Beispiel an den Ringbändern der Finger. Ein weiteres Verletzungsrisiko besteht beim Absprung, beziehungsweise bei einer unglücklichen Landung. Im Vergleich zu anderen Sportarten wird das Verletzungsrisiko beim Bouldern allerdings als gering eingeschätzt.

Wichtig ist es, sich vor dem Klettern aufzuwärmen, den Kreislauf in Schwung zu bringen und sich einige Minuten lang an den einfachsten Griffen „einzuklettern“.

Zudem sollte das Training durch verschiedene Übungen ergänzt werden, um so auch Muskelgruppen zu stärken, die beim Klettern eher weniger beansprucht werden. Da beim Bouldern vornehmlich die Beugemuskulatur benötigt wird, empfiehlt es sich, ergänzend die Streckmuskulatur zu trainieren. Durch Bauchmuskeltraining und Dehnen lässt sich das Trainingsprogramm gut abrunden.

Die ideale Ablenkung nach dem Arbeitstag

Viele Menschen kommen nach der Arbeit direkt in die Boulder-Halle, um sich den „Kopf frei“ zu klettern. Hinzu kommt die soziale Komponente, denn niemand klettert gerne ganz allein. Oft findet nach dem Training auch ein reger Austausch statt.

Bouldern fügt sich gut in das Zeitmanagement viel beschäftigter Berufstätiger ein. Nach ein bis zwei Stunden ist man ausgepowert und hat dabei meist auch sehr viel Spaß gehabt. Ohne Ausrüstung kann direkt losgelegt werden, man braucht keinen Partner, man ist flexibel. Belebend wirkt der Kletterspaß auch bei lauter Musik.

Das gibt es zu beachten

Grundsätzlich ist Bouldern oder Klettern für jeden geeignet, der ein gewisses Körpergefühl mitbringt und für den Fitness kein Fremdwort ist. Um typische Anfängerfehler zu vermeiden und von Anfang an die richtigen Techniken zu erlernen, empfiehlt sich für Neueinsteiger die Teilnahme an einem Kurs.

Wer keine eigenen Kletterschuhe besitzt, der kann diese meist in der Halle leihen. Ansonsten genügt normale Sportkleidung. Wer Gefallen am Bouldern findet und diesen Sport längerfristig ausüben möchte, sollte nach Möglichkeit in eigene Schuhe investieren. Diese passen dann besser, bieten somit mehr Sicherheit und, da sie meist barfuß getragen werden, ist es natürlich auch hygienischer.

Ab ins Freie

Auf der ganzen Welt findet man Felsbrocken, auf Englisch „Boulder“, deren natürliche Strukturen Routen vorzeichnen. Wer in der Halle fleißig geübt hat, kann sich ab Frühjahr also raus ins Freie wagen und sein neues sportliches Hobby gegebenenfalls mit einer kleinen Reise verbinden. Unter anderem in Frankreich, der Schweiz, im kalifornischen Yosemite-Nationalpark oder in der Pfalz gibt es für Kletteranfänger und Profis geeignete Felsen und abgesicherte Routen zum Bouldern.