Rolle der Männer bei der Schwangerschaft

Von der Schwangerschaft bis zur Geburt – auch Männer haben es nicht leicht

Die Rolle des Mannes bei der Schwangerschaft und Geburt wird oft heiß diskutiert. Denn oft spielen Männer in dieser Zeit nur eine zweite Geige und ordnen sich der Frau unter.

Was sollen wir Männer uns auch beklagen – schließlich haben wir keine Hormonschwankungen, Schmerzen und müssen uns auch nicht immer wieder in unseren Genitalbereich schauen lassen.

Aber ich möchte hier auch mal aus eigener Erfahrungen eine Lanze für die Männer brechen, denn auch wir haben es nicht leicht in dieser Zeit.

Die Schwangerschaft

Im Laufe der Wachstumsperiode des Fötus übernehmen wir immer mehr Aufgaben im Haushalt. Auch avancieren wir zusehends zum seelischen Boxsack, um nicht zu sagen: Mülleimer. Denn die Schwangerschaftshormone sorgen für allerlei Wutausbrüche, Stimmungsschwankungen und Gefühlswirrwarr. Als Mann, Ehemann und zukünftiger Vater sind wir natürlich immer und jederzeit bereit, als Punchingball zu dienen. Umso die Frau und werdende Mutter zu beruhigen und sie zu unterstützen. Wir befleißigen uns auf neuen Fachgebieten wie Wäsche waschen oder Fenster putzen. Dabei lassen wir Schimpftiraden geduldig über uns ergehen, wenn wir die Socken doch ausnahmsweise wieder auf der Couch haben liegen lassen.

Der gelernte und gewohnte Einkauf von Nahrung mutiert zusehends zum Spießrutenlauf, wenn anstatt Schokolade und Müsli spontan saure Gurke und Kuchen verlangt werden. Dieser Wunsch wird oft zu spät erkannt bzw. muss erst erahnt werden. Sei‘s drum, wir sind lernfähig und passen uns den geänderten Bedürfnissen unserer Frau an.

Lieb gemeinte und von Herzen kommende Phrasen, wie „Wie geht’s Dir heute“ und „Du siehst gut aus“ sind tunlichst zu unterlassen. Es sei denn, ihr legt es darauf an, einen Tinnitus zu bekommen. Während für die Frau eine Schwangerschaft in der Regel neun Monate beträgt, können es für uns gefühlt schon mal Jahre werden.

Der Nestbau

Dass wir Männer keinen Geschmack in Sachen Möblierung, Farbgebung und Dekoration haben, wurde uns schon mit der Muttermilch eingetrichtert. Daher ist es auch sinnfrei, sich in die Einrichtung des Kinderzimmers gedanklich und emotional einbringen zu wollen. Klappe halten und zugewiesene Dinge besorgen, ist das Motto dieser Phase.

Es ist auch zwecklos, darauf hinzuweisen, dass die Geburt noch Äonen vor uns liegt. Eine Mutter möchte das Nest für ihr Kind frühzeitig eingerichtet, umgeplant und wieder eingerichtet haben. Auch der Bezug von Windeln, Stramplern, Söckchen, Hübchen und dergleichen Accessoires en masse darf gern ohne unser Zutun erfolgen. Die Grundausstattung verlangt nun einmal ein Vielfaches an Kleidung, dessen ein Baby in den ersten Lebensmonaten bedarf. Man muss ja auswählen können und niemand weiß, ob es im Juli nicht doch noch friert und schneit.

Einzig bei der Wahl des fahrbaren Untersatzes für das Kleinkind darf der Mann dann wieder mitreden. Schließlich muss er diesen oft in den Kofferraum des Wagens bugsieren. Die technischen Spezifikationen der ISO-Kindersitzhalterung sind dann auch eher geeignet, die Mitbestimmung des Mannes zu ermöglichen. Aber wisset Männer, nur das Beste und oft das Teuerste ist gut genug für den Nachwuchs. Also spart nicht an der falschen Stelle.

Die Geburt

Eines sei hier vorweggenommen: Mutter Natur hat es eingerichtet, dass Frauen die schlimmsten und schmerzhaftesten Momente des Geburtsvorganges auf natürlichem Wege direkt nach der Entbindung vergessen. Das ist hormonell bedingt und auch gut so – sonst würde wohl kaum eine Frau noch ein zweites oder drittes Kind auf die Welt bringen.

Leider ist uns Männern dieser „Vergessens-Knopf“ nicht gegeben. Wir erinnern uns an alles! An wirklich alles und auch an das, was jetzt nicht so sonderlich schön war. Aber das ist nun einmal unser Schicksal und wir ertragen es mit der uns eigenen Gelassenheit und Coolness. Denn es kommt an diesem Tag nur auf eines an: Dabei sein, die Frau unterstützen, nicht nerven und vor allem – Klappe halten!

Mitleidsbekundungen während der Wehen und ständiges Umsorgen können schon einmal dazu führen, dass man(n) des Raumes, sprich des Kreißsaals verwiesen wird. Hier sind Intuition und Sensibilität gefragt. Man(n) muss wissen, wie er sich zu verhalten hat und was in dieser Sekunde richtig ist.

Die Pullerparty für Männer

All die Bilder, die sich in diesen Stunden in das Gedächtnis des Mannes einbrennen, lassen sich zum Großteil auch wieder entfernen bzw. abschwächen. Dafür hat Man(n) die „Pullerparty“ erfunden. Also unsere Gelegenheit mit allen Freunden und Bekannten auf das Neugeborene anzustoßen, während Frau sich im Krankenhaus noch erholt.

Summa summarum lässt sich konstatieren, dass die Zeit von der Schwangerschaft bis zur Geburt in vielen Fällen Charaktereigenschaften in beiden Parteien offenbart, die vorher im Verborgenen lagen. Ob diese Offenbarung ein Paar enger zusammenschweißt oder mehr auseinanderbringt, ist eine Frage der Einstellung.

Das Happy End für beide

In meinem Falle habe ich meine Frau noch viel mehr schätzen gelernt und die Liebe ist noch viel tiefer geworden. Denn – und das möchte ich hier zum Schluss noch einmal deutlich festhalten – die Frauen tragen definitiv die Hauptlast der Familienbildung und verdienen eindeutig unseren demütigen Respekt, Männer!

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