Fehlernährung in Deutschland

Fehlernährung in Deutschland verursacht Kosten in Milliardenhöhe

Zu viel Zucker, Fett und Salz – das Übermaß an bestimmten Nährstoffen und die Fehlernährung haben nicht nur gesundheitliche Folgen. Sie werden auch immer mehr zum ökonomischen Problem.

Die Bedeutung einer gesunden Lebensweise zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gesundheit ist von der Wissenschaft vielfältig belegt worden, insbesondere die mit einer Fehlernährung verbundene erhöhte Krankheitslast. Diese Erkenntnisse haben zu einem Anstieg des Gesundheitsbewusstseins in der Bevölkerung geführt. Trotzdem hat die Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zugenommen. Bei Kindern und Jugendlichen erscheinen Über- und Fehlernährung und das hohe Ausmaß an resultierenden Folge- und Begleiterkrankungen besonders bedrohlich. Der Anstieg chronischer Erkrankungen aufgrund ungesunder Ernährung und Lebensgewohnheiten führt zu menschlichen und medizinischen Problemen. Außerdem hat es Konsequenzen für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung.

Prävention muss verstärkt werden

Nicht erst seit heute, aber nie dringender als in der heutigen Zeit, kommt dem Thema Ernährung in Prävention und Therapie eine zentrale Rolle zu. Am Beispiel der häufigen Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus, Blutfettwerterhöhung) und der Herz-Kreislauf-Krankheiten, die hinsichtlich der Erkrankungshäufigkeit und auch Sterblichkeit in Deutschland einen hohen Stellenwert einnehmen, lässt sich zeigen, dass Veränderungen des Lebensstils äußerst effektiv sind, sodass eine wirksame Prävention auch außerhalb der Pharmakotherapie durchaus möglich ist.

Aus den großen Präventionsstudien der letzten Jahre wissen wir, dass sich bei gefährdeten Personen die Entwicklung zur manifesten Zuckerkrankheit bei etwa 60 Prozent der Betroffenen durch Steigerung der körperlichen Bewegung und durch vernünftiges Essverhalten verhindern lässt. Kein pharmakologisches Verfahren erreichte eine annähernd hohe Effektivität. Manche medikamentösen Behandlungen müssen hingegen wegen Nebenwirkungen abgebrochen werden.

Übermaß durch schnelle Verfügbarkeit

Im letzten Jahrhundert sind in allen Industrienationen erhebliche Veränderungen der Nahrungsmittelverfügbarkeit und der Essgewohnheiten eingetreten. Dazu haben die verbesserte ökonomische Situation, rasche Transportwege, eine rasch expandierende Nahrungsmittelindustrie, die Abnahme der Selbstversorgung sowie gesellschaftliche und soziale Veränderungen beigetragen. Parallel dazu hat sich durch die Technisierung, Rationalisierung und Automatisierung der Energiebedarf durch körperliche Aktivität dramatisch verringert. Während man noch vor drei bis vier Generationen bei den Begriffen „Fehlernährung“ und „ernährungsabhängige Erkrankungen“ nutritive Unterversorgung verstand, versteht man heute darunter Überernährung und die typischen Wohlstands- bzw. Zivilisationserkrankungen eines Luxuskonsums durch das Überangebot von Nahrungsmitteln.

Krank durch Fehlernährung

Alle epidemiologischen Untersuchungen belegen eindeutig eine Zunahme – teilweise sogar eine explosionsartige Zunahme – verschiedener Erkrankungen mit den veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen in den vergangenen fünf bis sechs Jahrzehnten. So haben z. B. Adipositas, Arteriosklerose, insbesondere Herzgefäßerkrankungen, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen. Aber auch degenerative Skeletterkrankungen, Gallensteinleiden, Lebererkrankungen und eine ganze Reihe von bösartigen Krebserkrankungen wie Darm- und Brustkrebs stark zugenommen. Übergewicht und Adipositas haben in Deutschland sogar epidemieartige Ausmaße angenommen.

50 Prozent der Erwachsenen bringen zu viel auf die Waage

Über die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland ist übergewichtig mit einem BMI von > 25 kg/m2 und rund ein Fünftel ist adipös mit einem BMI von > 30 kg/m2. Besonders dramatisch ist die Situation bei Kindern und Jugendlichen. Bereits ein Großteil ist bei der Einschulung übergewichtig. Krankheiten, die früher ausnahmslos im mittleren und höheren Erwachsenenalter auftraten, wie Metabolisches Syndrom, Typ 2 Diabetes oder Bluthochdruck, sind heute bei Kindern und Jugendlichen schon keine Seltenheit mehr. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich die gesundheitliche Situation in der Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten dramatisch verschlechtern wird. Die Folgen sind abzusehen: höhere Belastung im Gesundheitssystem und eine Zunahme der Erkrankungshäufigkeiten mit Arbeitsausfällen und Frühberentungen. Bereits heute müssen zur Behandlung ernährungsabhängiger Erkrankungen mehr als 30 Prozent aller Ausgaben im Gesundheitssystem aufgebracht werden. Der Typ 2 Diabetes nimmt explosionsartig zu und ist mittlerweile zur teuersten chronischen Erkrankung in unserem Gesundheitssystem geworden.

Fehlernährung kostet fast 17 Milliarden Euro

Die gesundheitlichen Folgen einer ungesunden Ernährung schlagen jährlich mit rund 16,8 Milliarden Euro zu Buche. Dabei sind die Folgekosten des Überkonsums von Zucker mit insgesamt 8,6 Milliarden Euro am höchsten, vor den Kosten des zu hohen Konsums an Salz (5,3 Milliarden Euro) und gesättigten Fettsäuren (2,9 Milliarden Euro). „Die direkten Kosten von Krankheiten, die aufgrund eines Überverzehrs von Salz, Zucker und Fett entstehen können, sind substantiell. Ein deutliches Einsparpotential liegt jedoch auch in den bisher weniger beachteten Folgeerkrankungen und Folgekosten von Übergewicht und Diabetes“, fasst der Erstautor der Studie zu den ökonomischen Folgen von Überernährung Dr. Toni Meier von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zusammen. „Diese reichen von der gewichtsbedingten Arthrose bis zu Schlafstörungen, Alzheimer und chronischem Nierenversagen.“

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