Ketogene Diät: Fast keine Kohlenhydrate

Ketogene Diät: Fast keine Kohlenhydrate

Low Carb liegt im Trend und ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Die ketogene Diät stellt eine Extremform dar, in der nur ein Minimum an Kohlenhydraten verzehrt wird.

Unter der ketogenen Diät versteht man eine besondere Form einer Low-Carb-Ernährung (wenig Kohlenhydrate). Es handelt sich hierbei um eine sehr fettreiche, jedoch kohlenhydratarme Ernährungsweise. Kohlenhydrate machen in der Nahrung oftmals den Großteil aus. Reichlich Kohlenhydrate findest Du in allen Getreidesorten und Getreideprodukten wie Brot, Brötchen, Kuchen, Gebäck, Reis und Haferflocken. Außerdem finden wir sie in Gemüse und Obst wie Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Bananen und Äpfeln. In der Milch und in einigen Milchprodukten wie Quark oder Frischkäse finden wir Milchzucker (Laktose).

Bei der ketogenen Diät werden fast keine kohlenhydrathaltigen Speisen verzehrt. Verzichtet wird dementsprechend auf Pasta, Brot und andere Backwaren, Zucker, Süßwaren usw. Stattdessen kommen eiweiß- und fettreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Käse auf den Tisch. Dazu gibt es Gemüse, Salat und Nüsse. Die ketogene Diät findet in verschiedenen Bereichen Anwendung. Viele schwören auf den Kohlenhydratverzicht zum Abnehmen. Durch den Mangel an Kohlenhydraten soll der Körper gezwungen werden, auf seine Fettreserven zurückzugreifen. Aber auch im medizinischen Bereich spielt die ketogene Diät eine Rolle. Hier wird zum Beispiel im Bereich von Krebserkrankungen und Anfallsleiden (Epilepsie) geforscht.

Fett und Eiweiß zum Abnehmen

Durch die ketogenen Diät soll der Stoffwechsel so umgestellt werden, dass der Körper aufgrund des Kohlenhydratmangels die benötigte Energie aus Fett bereitstellt und somit die körpereignen Fettreserven zum Schmelzen bringt. Es bilden sich sogenannte Ketone oder Ketonkörper, welche die Zellen dann mit Energie versorgen. Dies soll zur gewünschten Gewichtsreduktion führen. Die Anfangserfolge einer streng kohlenhydratarmen Ernährung zur Gewichtsreduktion können sich durchaus sehen lassen, was der Abnehmmotivation einen kräftigen Schub verpassen kann. Der hohe Eiweiß- und Fettanteil der ketogenen Ernährung sorgt für eine schnelle und lange Sättigung und schont die Muskelmasse. Das ist wichtig zum Abnehmen, da Deine Muskeln viel überschüssige Energie verbrennen können. Allerdings haben Studien gezeigt, dass die Anhänger der ketogenen Diät nach ein oder zwei Jahren das anfangs verlorene Gewicht wieder zugelegt hatten. Viele haben die Diät abgebrochen und kohlenhydrathaltige Lebensmittel wieder in ihren Speiseplan integriert. Heißhunger auf Pasta und Brot kann in Verbindung mit einer fettreichen Ernährung zur Gewichtszunahme führen. Wie alle anderen Diäten erfordert auch die ketogene Diät Disziplin und Durchhaltevermögen. Vielen Menschen fällt es schwer, langjährige Gewohnheiten so drastisch umzustellen. Außerdem besteht ein Risiko, Nährstoffmängel zu entwickeln. Eine abwechselungsreiche und ausgewogene Ernährung sowie reichlich körperliche Bewegung sind der bessere Weg zum Abnehmen. Einfacher ist es zudem, Ernährungsgewohnheiten in kleinen Schritten dauerhaft zu verändern. Ein hoher Fett- und Eiweißanteil in der Ernährung ist weiterhin nicht für jeden geeignet. Menschen mit Vorerkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, Gicht oder Nierenerkrankungen sollten lieber Vorsicht walten lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. steht dem Ernährungskonzept der ketogenen Ernährung skeptisch gegenüber.

Ketogene Diät kann die Anfallshäufigkeit bei Epilepsie senken

Bei bestimmten Epilepsieformen, besonders bei Kindern, kann die ketogene Diät hilfreich sein und die Anfallshäufigkeit und die Medikamenteneinnahme reduzieren. Der genaue Wirkmechanismus der ketogenen Diät bei Epilepsie ist noch nicht eindeutig geklärt. Diese besondere Ernährungsweise wirkt bei etwa 50 Prozent der Epilepsiepatienten effektiv. Die Einleitung der ketogenen Diät sollte bei Epilepsiepatienten immer unter stationären Bedingungen erfolgen. Später kannst du sie jedoch eigenständig fortführen. Die ketogene Diät beginnt mit einer Phase, in der der Patient hungert und wenig trinkt, bis sogenannte Ketone im Urin zu finden sind. Diese entstehen beim Fettabbau im Körper. Zusätzlich zur ketogenen Diät müssen Vitamine und bestimmte Mineralstoffe zugeführt werden, um Nährstoffmängeln vorzubeugen. Das Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten ist entscheidend, meist wird ein Verhältnis von 4:1 oder 3:1 gewählt. Mit Ideenreichtum kannst du diese Diät sehr schmackhaft und angenehm gestalteen. Kinder akzeptieren eine ketogene Diät häufig besser als Erwachsene, die sich bislang „normal“ ernährt haben. Die Umstellung auf eine so geringe Kohlenhydratmenge, welche nicht den üblichen Ernährungsgewohnheiten entspricht, führt bei erwachsenen Menschen mit Epilepsie häufig zu einem Abbruch der ketogenen Diät.

Kein Beweis für langsameres Krebswachstum durch ketogene Diät

Experten der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft kommen zu dem Entschluss, dass es nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keine Beweise dafür gibt, dass eine ketogene Ernährung bei Krebs das Wachstum und die Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten) eines Tumors beim Menschen verhindern bzw. zurückdrängen kann, die Wirksamkeit einer Chemo- und/oder Strahlentherapie verbessert oder die Verträglichkeit einer Chemotherapie beim Menschen verbessert wird. Aus diesen Gründen empfehlen Ernährungsexperten die ketogene Ernährung derzeit nicht für Krebspatienten. Zu kohlenhydratarmen oder ketogenen Diäten liegen eine Reihe von Zell- und Tierexperimenten vor. Die Ergebnisse dieser Experimente seien nicht eindeutig, so die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine Erhöhung der Fettzufuhr ohne Kohlenhydrateinschränkung einen positiven Effekt bei Patienten mit einer sogenannten Tumorkachexie, also einer körperlichen Auszehrung aufgrund des Krebsleidens, haben könnte.

Fazit: Schwierige Umsetzung

Mit der ketogenen Diät kannst du Erfolge beim Abnehmen und bei der Erkrankung Epilepsie erzielen. Jedoch ist die Integration in den Alltag und die Umstellung auf diese extrem kohlenhydratarme Kostform schwierig, weshalb diese Diätform häufig abgebrochen wird. Zu schnell fällt man in lieb gewonnene Gewohnheiten zurück und sehnt sich nach „Verbotenem“. Da viele wertvolle Lebensmittel wie Obst oder Vollkornprodukte weitestgehend vom Speiseplan gestrichen werden, kann es zu Nebenwirkungen wie Heißhunger, Verstopfung und Mangelerscheinungen kommen.