ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung

ADHS – werden Diagnosen bei Kindern zu schnell gestellt?

ADHS zählt mittlerweile zu den am häufigsten diagnostizierten Störungen in der Entwicklung von Kindern. Doch ist diese Diagnose immer gerechtfertigt?

ADHS – was ist das?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Umgangssprachlich ist es auch als „Zappelphilippsyndrom“ bekannt. Im Grundschulalter fallen Kinder mit ADHS vor allem dadurch auf, dass sie sich schwer an Regeln halten können, im Unterricht stören und sehr leicht ablenkbar sind. Häufige Symptome sind in dem Alter auch eine geringe Frustrationstoleranz, ständiges Reden und unpassende Mimik und Gestik. Neben weiteren Bausteinen wie dem Verhaltenstraining wird ADHS mit Psychopharmaka behandelt. In der Grundschule erhält dabei jedes dritte Kind mit der Diagnose ADHS diese Behandlung.

Entwicklung der Diagnosen

Ob sich die Diagnosen von ADHS erhöht haben, ist umstritten. Laut dem BARMER GEK Arztreport 2013 stieg die Zahl der Diagnosen bei Jugendlichen bis 19 Jahre zwischen 2006 und 2011 um 42 %. 2006 erhielten 2,92 % der Kinder und Jugendlichen die Diagnose. 2011 waren es schon 4,14 %. Eine andere Studie hingegen sieht keinen Anstieg der Diagnosen. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass Beide mit unterschiedlichen Datenmaterialien arbeiten. Gestiegen ist jedoch die Medikamentenvergabe. 1999 wurden 8 Millionen Tageseinheiten des Wirkstoffs Methylphenidat verschrieben. 2009 waren es schon 55 Millionen. 2013 ging die Zahl der verordneten Medikamente erstmals leicht zurück. Wie sich die Entwicklung fortsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Fehldiagnose-ADHS

Diese Zahlen führen zu der Vermutung, dass die Diagnose ADHS oft zu schnell gestellt wird. Diese Vermutung wird durch eine aktuelle Studie untermauert. Demnach wird Kindern, die sehr früh eingeschult werden, häufiger die Diagnose ADHS gestellt, als Kindern die später eingeschult werden. Demnach wird jedes 25. Kind, das mit 7 Jahren eingeschult wird die Diagnose ADHS erhalten. Bei den jüngeren Kindern ist es jedes 20. Kind. Es wird vermutet, dass die jüngeren oft noch nicht die Reife der älteren Kinder haben. In einer Klasse fallen so vor allem die jüngeren Kinder als vergleichsweise unruhig auf. Durch die Erfahrungen der Lehrer und Eltern beeinflusst, kann es passieren, dass Ärzte eine falsche Diagnose stellen. Weitere Ursachen, die zur Fehldiagnose führen können, sind z. B. Schlafstörungen bei Kindern oder auch eine grundsätzliche Überforderung des Kindes, eine vergleichsweise langsame Entwicklung und Defizite in der Erziehung.

Es lohnt sich also immer genau hinzuschauen, um die Ursachen für Auffälligkeiten bei Kindern festzustellen.