Diabetes mellitus - was bedeutet das eigentlich?

Diabetes mellitus – was bedeutet das eigentlich?

Immer mehr Menschen erkranken an der so genannten Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. In Deutschland ist fast jeder 13. betroffen. Einen Überblick über die chronische Stoffwechselerkrankung erhalten Sie hier!

Was ist Diabetes mellitus?

Unter der im Volksmund bezeichneten „Zuckerkrankheit“ Diabetes mellitus versteht man verschiedene chronische Stoffwechselerkrankungen, die mit lang anhaltend hohen Blutzuckerwerten einhergehen (Überzuckerung). Übersetzt bedeutet Diabetes mellitus „honigsüßer Durchfluss“. Früher stellte man die Diagnose durch das Kosten des Urins – dieser schmeckte durch den ausgeschiedenen Zucker süßlich. Diabetes mellitus ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen. In Deutschland gibt es über sechs Millionen Menschen mit Diabetes mellitus.

Was bedeuten die verschiedenen Diabetes Typen?

Je nach Ursache wird die Erkrankung in verschiedene Typen eingeteilt. Am häufigsten und am bekanntesten sind die Typen Diabetes mellitus 2 und 1 sowie die Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes).

Der Diabetes mellitus Typ 1 resultiert aus einer komplexen Störung des Immunsystems, in dessen Folge die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse ihre Arbeit nicht mehr erfüllen. Der Körper kann dann das wichtige Hormon Insulin nicht mehr bilden, sodass es ein Leben lang zugeführt werden muss. Bei der Entstehung spielt die Vererbung der Anlage zum Diabetes mellitus Typ 1 eine untergeordnete Rolle. Als Auslöser der Erkrankung werden Virusinfekte wie Mumps, Masern und Röteln diskutiert.

Beim Diabetes mellitus Typ 2 wird zwar noch Insulin gebildet, die Körperzellen entwickeln aber eine Resistenz, die sogenannte Insulinresistenz. Das bedeutet, dass die Körperzellen unempfindlich gegenüber Insulin werden. Trotz des Vorhandenseins des Insulins wirkt dieses nicht ausreichend, um den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen einzuschleusen. Der Blutzucker kann, wenn überhaupt, nur unzureichend aus dem Blut in die Zellen transportiert werden. Beim Diabetes mellitus Typ 2 spielt die Vererbung eine wichtige Rolle. Ob es trotz Veranlagung dann tatsächlich zur Erkrankung kommt, hängt wesentlich von anderen Faktoren wie dem Ernährungs- und Lebensstil ab. Entscheidend ist ebenfalls das Körpergewicht. Die meisten Betroffenen mit Diabetes mellitus Typ 2 sind übergewichtig. Bereits die Normalisierung des Körpergewichts und viel Bewegung können ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu senken und die zusätzliche Insulingabe überflüssig zu machen. Der Anteil der Typ 2-Diabetiker liegt bei ca. 90 Prozent. Auch immer mehr Kinder und Jugendliche sind von diesem Diabetes Typ betroffen.

Als Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes bezeichnet man einen Diabetes mellitus, der erstmalig in der Schwangerschaft auftritt. Auch hier kommt es zu erhöhten Blutzuckerwerten. In den meisten Fällen verschwindet der Schwangerschaftsdiabetes nach der Geburt wieder von alleine. Bei einigen Frauen bleibt die Erkrankung jedoch bestehen, vor allem wenn Übergewicht vorhanden ist bzw. auch schon vor der Schwangerschaft vorhanden war. Eine Schwangerschaft verlangt dem weiblichen Körper Höchstleistungen ab und stellt eine Belastung für den Stoffwechsel dar. Der Bedarf an dem Blutzucker senkenden Hormon Insulin steigt an. Schafft es der Körper nicht, genügend Insulin in der Bauchspeicheldrüse herzustellen, steigt der Blutzuckerspiegel an – es entsteht der Schwangerschaftsdiabetes.

Was ist Insulin?

Insulin ist ein Hormon, also ein körpereigener Botenstoff, der in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Das Insulin hat verschiedene Aufgaben in unserem Körper. Kohlenhydrate aus dem Essen erhöhen den Blutzuckerspiegel. Eine wichtige Aufgabe des Insulins ist die Förderung der Aufnahme von Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen. Fehlt Insulin, kann der Zucker nicht in die Zellen eingeschleust werden. Er verbleibt in der Folge im Blut und sorgt für einen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Es kommt zur Überzuckerung (Hyperglykämie). Beim Gesunden sorgt Insulin dafür, dass der im Blut enthaltende Zucker aus der Nahrung in die Körperzellen gelangt und dort in Energie umgewandelt wird. Bildlich kann man sich das Insulin als Schlüssel vorstellen, welcher die Tür zur Körperzelle öffnet, um den Zucker aus dem Blut herein zu lassen.

Welche Symptome können auftreten?

Typische Symptome eines zu hohen Blutzuckerspiegels sind:

  • Starkes Durstgefühl (Polydipsie)
  • Vermehrter Harndrang (Polyurie)
  • Juckende Haut (Pruritus)
  • Übelkeit und Schwindel
  • Gewichtsabnahme
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • häufige Infektionen
  • Sehstörungen
  • Bewusstlosigkeit (Coma diabeticum)

Vor allem der Typ 2 Diabetes entwickelt sich oft schleichend, ohne dass die Betroffenen die Erkrankung sofort erkennen.

Nutzen Sie das Screening auf Schwangerschaftsdiabetes!

Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes geht mit verschiedenen Krankheitsrisiken für das Kind einher, wie zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Geburtskomplikationen oder auch ein späterer Diabetes mellitus Typ 2 des Kindes. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel der Mutter führt über die Plazenta ebenso zu einem hohen Blutzucker bei dem ungeborenen Kind. Dieses versucht, den erhöhten Blutzuckerspiegel durch eine verstärkte Produktion des Blutzuckerspiegel senkenden Hormons Insulin auszugleichen. Das überproduzierte Insulin bewirkt ein überschießendes Wachstum des Kindes. Kinder von Müttern mit unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes werden oft mit einem Gewicht von über 4000 g geboren. Häufig ist dann eine Entbindung per Kaiserschnitt notwendig. Weitere Komplikationen können Früh- und Totgeburten sein sowie Atemprobleme beim Neugeborenen.

Jede Schwangere hat den Anspruch auf einen Schwangerschaftsdiabetes-Test, welcher von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird.

Ein erhöhtes Risiko für eine Schwangerschaftsdiabetes haben Frauen, welche…

  • älter als 30 Jahre sind,
  • schon einmal erhöhte Blutzuckerwerte bzw. einen Schwangerschaftsdiabetes in einer vorherigen Schwangerschaft hatten,
  • bereits ein Kind mit einem Gewicht von über 4000 g zur Welt gebracht haben,
  • bereits vor der Schwangerschaft übergewichtig waren oder
  • in der Familie Fälle von Diabetes mellitus Typ 2 haben.

Wie sieht die Behandlung des Diabetes mellitus aus?

Die Behandlung richtet sich nach dem entsprechenden Diabetes Typ. Wichtiges Ziel in der Diabetesbehandlung sind normnahe Blutzuckerwerte, um Folgeschäden durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel zu vermeiden.

Während beim Diabetes mellitus Typ 1 neben einer angemessenen Ernährung ein lebenslanges Spritzen von Insulin nötig ist, wird dies beim Diabetes mellitus Typ 2 und beim Schwangerschaftsdiabetes nur nötig, wenn die Bauchspeicheldrüse selbst nicht mehr ausreichend Insulin herstellt.

Basis jeder Therapie beim Diabetes mellitus Typ 2 bildet eine diabetesgerechte Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Abbau von Übergewicht.

Auch beim Schwangerschaftsdiabetes ist das Wichtigste der Behandlung die richtige Ernährung. Damit kann der Blutzuckerspiegel bei 85 % aller Gestationsdiabetikerinnen gut eingestellt werden. Die Ernährung sollte zuckerarm und reich an langkettigen Kohlenhydraten sein. Ein Spaziergang nach dem Essen senkt den Blutzuckerspiegel schneller wieder ab.

Nur bei ca. 15 % der Frauen ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig. Dabei reicht es oft, eine kleine Menge eines schnell wirkenden Insulins vor den Hauptmahlzeiten zu spritzen. In manchen Fällen ist zusätzlich eine Behandlung vor dem Schlafengehen und eventuell morgens mit einem lang wirkenden Insulin erforderlich.

Heute gibt es vielfältige Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, das Leben mit Diabetes mellitus gut in den Griff zu bekommen. Moderne und leicht zu bedienende Blutzuckermessgeräte machen heute die Kontrolle des Blutzuckerspiegels leicht.

Welche Folgeerkrankungen können auftreten?

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann verschiedene Organsysteme schädigen.

Zu den Folgeschäden/Spätschäden der Zuckerkrankheit gehören:

  • Herzinfarkt,
  • Schlaganfall,
  • Durchblutungsstörungen der Beine und Füße bis zum Diabetischen Fuß,
  • Veränderungen der Netzhaut (diabetische Retinopathie),
  • Augenschäden,
  • Störungen der Nierenfunktion (diabetische Nephropathie) und
  • Erektionsstörungen.

Um Folgeschäden zu vermeiden ist eine gute Blutzuckereinstellung besonders wichtig, d. h. der Blutzuckerspiegel sollte sich möglichst immer in Normbereich befinden.