Werden Kinder von ihren Eltern zu sehr gestresst?

Gestresste Eltern = gestresste Kinder

Nach der Schule Mathenachhilfe, vor dem Abendessen noch zum Fußballtraining und abends noch mal Klavier üben. Deutsche Kinder leiden unter Stress. Wenn der Förderwahn überhandnimmt, leiden auch die Eltern.

Die Stress-Studie 2015

Die Stress-Studie 2015 „Burn-Out im Kinderzimmer: Wie gestresst sind Kinder und Jugendliche in Deutschland?“ hat es bewiesen: Deutsche Kinder und Jugendliche sind gestresst. Befragt wurden über 1.000 Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern in drei deutschen Großstädten. Und das Ergebnis spricht für sich: Beinahe jedes sechste Kind (18 Prozent) und jeder fünfte Jugendliche (19 Prozent) in Deutschland leidet unter hohem Stress.

Ursachen für Stress bei Kindern und Jugendlichen

In der Studie wurden mehrere Ursachen für Stress festgestellt. Ein wesentlicher Faktor war ein Mangel an selbstbestimmter „Qualitätszeit“, das heißt, über 80 Prozent der Kinder müssen Termine wahrnehmen, die ihnen keinen Spaß machen. Zudem klagten die Kinder über zu wenig Freizeit. Fast 90 Prozent der Kinder mit hohem Stress äußern den Wunsch, mehr Zeit für Dinge zu haben, die ihnen Spaß bereiten. Rund 60 Prozent der Kinder mit hohem Stress haben zu wenig Autonomie, das heißt, sie werden nur manchmal bis nie nach ihrer Meinung gefragt. Zudem berichteten über 80 Prozent der Kinder mit hohem Stresslevel von einer Belastung durch Aufgaben im Haushalt.

Gestresste Eltern = gestresste Kinder

Gestresste Eltern führen zu gestressten Kindern, wie sich in der Studie herausgestellt hat. Circa 30 Prozent der Kinder mit hohem Stress gaben an, von ihren Eltern gestresst zu sein. Wenn für Eltern das Fördern der Kinder mit hohem Stress verbunden ist, wirkt sich das auch auf die Kinder aus. Mehr als ein Drittel dieser Eltern gaben an, dass die Förderung der Kinder mit einer hohen finanziellen und zeitlichen Anstrengung verbunden ist. Auch die generelle Lebenszufriedenheit der Eltern wirkt sich auf die Kinder aus. Denn Eltern, die gut mit ihrem Leben zurechtkommen, haben auch weniger gestresste Kinder.

Langeweile ist wichtig

Die Ergebnisse der Studie sind erschreckend und können doch so leicht vermieden werden. Kinder und Jugendliche brauchen Freiräume, um sich entfalten zu können. Nicht jede Minute der freien Zeit sollte mit Hobbys, Förderung oder geplanten Aktivitäten belegt sein. Es ist wichtig, dass Kindern auch Zeiten zur Verfügung stehen, in denen nichts ansteht. Das sind Zeiten, in denen sie einfach frei spielen oder mit sich selbst beschäftigt sind. In diesen freien Phasen sind sie selbst gefordert, die Zeit zu füllen, Ideen zu finden oder Neues zu entdecken. Und dazu gehört auch, zu lernen, das zunächst unangenehme Gefühl der Langeweile auszuhalten. Denn Langeweile gibt Raum für die eigene Entwicklung und fördert die Kreativität, wie Forscher festgestellt haben.

Fazit

Man kann nicht behaupten, dass der schulische Erfolg der Kinder nicht so wichtig sei. In unserer Leistungsgesellschaft ist es wichtig, dass man erfolgreich ist. Doch Kinder sind kein „Humankapital“, das strategisch aufgebaut werden muss. Weniger Förder- und Freizeitstress für Kinder bedeutet weniger Stress für die Eltern und sorgt in der ganzen Familie für mehr Lebensqualität.

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