Häusliche Pflege von Angehörigen

Häusliche Pflege von Angehörigen

Ein Mensch kann ganz plötzlich pflegebedürftig werden. Oftmals entscheiden die Angehörigen, ihre geliebten Menschen zu Hause zu pflegen. Dieser Artikel stellt Ihnen einige Informationen über die Pflege zu Hause bereit.

Vorbereitende Maßnahmen

Sobald Sie den Entschluss gefasst haben, die häusliche Pflege zu übernehmen, sollten Sie sich in Ruhe auf die neue Situation einstellen und Ihre Pflegekasse kontaktieren. Diese unterstützt Sie mit weiteren Informationen einer möglichen ambulanten Versorgung und Anspruchsvoraussetzungen zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Weitere Anlaufstellen können Pflegestützpunkte oder die entsprechenden Internetangebote in den jeweiligen Bundesländern sein. Sie informieren und beraten unabhängig und können bei komplexen Sachverhalten umfassende und ggf. auch trägerübergreifende Beratung anbieten. Ihre Pflegekasse informiert Sie über den nächstgelegenen Pflegestützpunkt.

Um sich gezielt auf die häusliche Pflege vorzubereiten und die Pflegesituation zu verbessern, bietet die BARMER GEK für Angehörige kostenlose Pflegekurse und Individuelle Häusliche Schulungen an. Hier werden zum einen hilfreiche Kenntnisse vermittelt und zum anderen weitere mögliche Entlastungen der pflegerischen Situation besprochen. Darüber hinaus hält die BARMER GEK entsprechende Filme und eine psychologische Onlineberatung für Sie bereit.

Mithilfe und Freiräume

Der Pflegebedürftige sollte bei Tätigkeiten, die er ausführen kann, mithelfen. Wenn Sie es mit der Fürsorglichkeit übertreiben, bleibt für den Betroffenen kein Raum für Eigeninitiative und Eigenverantwortlichkeit. Fordern Sie deshalb bestimmt, dennoch liebevoll, die Mithilfe ein. Sorgen Sie des Weiteren dafür, dass Sie sich als pflegende Person genügend Freiräume schaffen. Wenn Sie sich keine Auszeiten nehmen, kann dies auf Dauer zu körperlichen und seelischen Belastungen führen. Rückenschmerzen, Gereiztheit oder ständige Erschöpfung können erste Anzeichen dafür sein. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe bei Ihrer Familie, Freunden, einem Arzt oder auch bei ambulanten Pflegediensten zu holen. Ihre häusliche Pflege sollte auf mehreren Säulen stehen!

Vertraute Umgebung und Umbauten

Es ist von besonders großer Bedeutung, dass sich das Zimmer der zu pflegenden Person so wenig wie möglich von der gewohnten Umgebung unterscheidet. Dabei sollten Sie auf die Wünsche und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen eingehen. Vertraute Gegenstände sorgen dafür, dass sich der Betroffene heimisch fühlt. Bei bettlägerigen Menschen sollte auf eine freundliche Aussicht aus dem Fenster geachtet werden, da es für sie ein Kontakt zur Außenwelt darstellt. Des Weiteren sind viele Umbaumaßnahmen, wie Abbau von Schwellen nötig, damit die zu pflegende Person möglichst lange im gewohnten Umfeld bleiben kann.

Hilfeleistungen für die Pflege

Auf der einen Seite werden Hilfsmittel von Ärzten zulasten der Krankenversicherung verordnet. Dazu gehören unter anderem Gehhilfen, Prothesen oder Rollstühle. Auf der anderen Seite werden Hilfsmittel durch die Pflegekasse bewilligt. Hierzu zählen Windelhosen, Betteinlagen und die Bereitstellung von Pflegebetten.

Bei pflegebedingten Umbauten haben nach dem Pflegestärkungsgesetz I Angehörige Anspruch auf noch höhere finanzielle Leistungen. Von bisher 2.557 Euro sind die finanziellen Zuschüsse auf bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme gestiegen. Wohnen mehrere Anspruchsberechtigte zusammen, kann sogar ein Betrag von bis zu 16.000 Euro eingesetzt werden.

Des Weiteren gibt es private Anbieter oder Wohlfahrtsverbände, die rund um die Uhr erreichbar sind und dafür sorgen, dass der Betroffene Hilfe bekommt. Eine andere Alternative wäre auch ein ambulanter Pflegedienst, der Hilfe bei der „Verrichtung des täglichen Lebens“ leistet. Zudem gibt es Betreuungsleistungen, welche Hilfe bei der Alltagsgestaltung, wie Spazierengehen oder Vorlesen, anbieten. Seit dem 1. Januar 2015 sind zusätzlich zur Betreuung Entlastungsleistungen möglich. Diese Leistungen umfassen zum Beispiel die Unterstützung von hauswirtschaftlichen Versorgungen. Außerdem erhalten Pflegebedürftige ohne erhebliche Einschränkungen einen Grundbetrag von 104 Euro. Lassen Sie sich vorab bei Ihrer Pflegekasse, Ihrem Hausarzt oder Pflegestützpunkt über die verschiedenen Pflegedienste beraten.

Auch Pflegende erhalten entsprechende Hilfeleistungen. Zum einen werden Erholungs- und Rehabilitationsaufenthalte von Wohlfahrtsverbänden oder privaten Firmen angeboten. Für die Versorgung des Pflegebedürftigen kann in dieser Zeit der Anspruch auf Kurzzeit- oder Verhinderungspflege eingesetzt werden. Damit Angehörige den Alltag besser bewältigen können, können diese außerdem an betreuten Gesprächsgruppen teilnehmen und somit die soziale Isolation und seelische Überforderung mildern.

Einen Menschen zu pflegen ist eine ganz neue Situation und bringt viele Herausforderungen mit sich. Dennoch gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote, die Sie in Anspruch nehmen können und auch sollten!