Inklusion in Deutschland

Inklusion in Deutschland – So gleichberechtigt kann man hier leben

Gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist ein Menschenrecht. Aber wird es in der Realität auch umgesetzt? Wir nehmen die Inklusion in Deutschland genauer unter die Lupe.

Was ist Inklusion?

Unter sozialer Inklusion versteht man die Akzeptanz eines jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit. Daraus resultierend soll jeder die Chance erleben, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Deutschland bekennt sich seit 2009 zur UN-Behindertenrechtskonvention, in der verankert ist, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein Menschenrecht ist.

Doch auch wenn beim Stichwort „Inklusion“ primär von dieser Bevölkerungsgruppe die Rede ist, kann das Prinzip auf andere soziale Gruppen angewandt werden. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung in Bonn (DIE) zeigt auf, dass auch die Inklusion von Migranten, Gering-Qualifizierten, Langzeitarbeitslosen und funktionalen Analphabeten in den Fokus rücken muss. Dies wird durch das DIE gefördert, indem spezielle Weiterbildungsangebote für Erwachsene geschaffen werden.

Mit Inklusion aufwachsen

Eine andere Möglichkeit ist, schon im Kleinkind-Alter die Inklusion anzusetzen. Dazu ist es wichtig, Konzepte für Kindertagesstätten auszuarbeiten, die den Diversity-Ansatz betonen. Knut Vollmer schreibt in seinem Fachwörterbuch für Erzieherinnen und pädagogische Fachkräfte: „Die Schlussfolgerung bzw. Vision für Kindertageseinrichtungen nach diesem Konzept ist, dass die Einrichtungen offen sind für wirklich alle behinderten und nichtbehinderten oder auch auffälligen Kinder. Jedes Kind bekommt die individuelle Unterstützung, die es benötigt. Die Kindertageseinrichtung muss sich an die Bedürfnisse eines jeden Kindes anpassen.“

Ein solches Konzept soll dazu beitragen, dass die Kleinen es als ganz natürlich ansehen, dass alle Menschen unterschiedlich sind und in ihrer Andersartigkeit wertvoll. Jeder Mensch hat ein Recht auf die individuelle Förderung seiner Entwicklung. Diese hört nicht mit dem Besuch des Kindergartens auf, sondern zieht sich durch das ganze Leben.

Inklusion in der Schule

Darum rückt auch die Inklusion in der Schule und am Arbeitsplatz immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus. Doch trotz der unterzeichneten Behindertenrechtskonvention hat Deutschland in diesem Punkt erheblichen Nachholbedarf. In Artikel 24 der Konvention ist das Recht auf inklusive Bildung festgehalten. Es wird weiter dazu aufgefordert, Menschen mit Behinderungen den Besuch einer Regelschule zu ermöglichen.

2015 veröffentlichte die Deutsche UNESCO-Kommission eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Das gesamtdeutsche Ergebnis zeigt, dass knapp sieben Prozent aller Schüler einen sonderpädagogischen Förderbedarf aufweisen. Die Einzelauswertung zeigt, dass die Förderquote in den neuen Bundesländern deutlich höher liegt, als im alten Bundesgebiet. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit 10,9 Prozent.   Bemerkenswert ist, dass in den östlichen und nördlichen Bundesländern der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die separiert in Förderschulen unterrichtet werden, deutlich zurückgegangen ist. Und das ist auch gut so: Förderschulen haben sich in der Vergangenheit zu oft als Sackgasse auf dem Bildungsweg erwiesen.

Barrierefreiheit – auch im Sport

Inklusion ist nicht nur in der Karriere wichtig. Von fast noch größerer Bedeutung ist der Abbau von Barrieren im privaten Bereich. Das bedeutet zum einen bauliche Barrierefreiheit, wie Rollstuhlfahrer-Rampen, breiteren Türen oder größeren Toiletten. Durch das Behindertengleichstellungsgesetz ist in Deutschland festgelegt, dass Neubauten öffentlicher Gebäude entsprechend gestaltet werden müssen. Dr. Volker Sieger vom Institut für barrierefreie Gestaltung und Mobilität GmbH sagt in einem Interview: „Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass dort, wo aus welchen Gründen auch immer keine Baumaßnahmen erfolgen oder in den letzten Jahren erfolgt sind, nach wie vor nicht unerhebliche Barrieren existieren.“ Schwierig wird es auch, wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht.

Zum anderen beinhaltet private Inklusion auch die Möglichkeit, jedes Hobby auszuüben, an dem ein Mensch Interesse hegt. Erstaunlich gut funktioniert das in einem Bereich, von dem man es wohl am wenigsten erwartet. Unter den begeisterten Sportlern gibt es immer mehr Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Der Deutsche Olympische Sportbund hat sich der Inklusion mit Herzblut verschrieben. In über 90.000 Turn- und Sportvereinen werden Sportarten wie Blindenfußball oder Rollstuhl-Basketball angeboten. Wenn du noch auf der Suche nach der idealen Sportart für dich bist, könnte dir der „Index für Inklusion im und durch Sport“ des Deutschen Behindertensportverbands e. V. weiterhelfen.