Kinderlose Paare – es gibt viele Gründe

„Wann werdet ihr endlich Eltern?“ – Das Reizthema für kinderlose Paare

Kaum eine Frage wird an kinderlose Paare so oft gestellt wie die nach dem fehlenden Nachwuchs. Dabei fühlen sich die Befragten oft ziemlich genervt – aus gutem Grund.

Die Sache mit Humor nehmen?

Wie reagiert man am besten auf diese Frage, die ziemlich stark in die Privatsphäre eindringt? Die Wahrheit sagen, oder doch lieber mit einem ironischen Kommentar abtun?

Der Komiker Michael Mittermeier hat dieses Thema vor Jahren in seinem Bühnenprogramm aufgegriffen. Er war zu diesem Zeitpunkt selbst schon einige Jahre verheiratet und noch kinderlos. Die bohrenden Fragen von Freunden und Verwandten haben sich noch verstärkt, seit in der Familie immer mehr Kinder geboren werden. Auf die Frage, ob sie denn nicht endlich auch mal „loslegen wollen“, gebe Mittermeier immer zu Antwort: „Nein, denn wir fahren noch geil in Urlaub!“

Jeder Grund ist ein guter Grund

So banal kann der Grund klingen, warum Paare das Kinderkriegen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Noch einmal mit dem Rucksack durch Asien reisen oder einfach noch auf ein paar Festivals abfeiern – das ist mit Kindern zwar nicht völlig unmöglich, lässt sich kinderlos aber deutlich einfacher organisieren.

Persönliche Träume und Ziele zu verwirklichen ist ein guter Grund, eine Schwangerschaft erst in den nächsten Jahren anzugehen. Das ist auch dem Kind gegenüber nur fair, denn so kommt man nicht in die Versuchung des „Ach hätte ich doch noch…“.

Bewusst warten

Viele Paare wollen aber auch aus finanziellen Gründen mit dem Kinderkriegen warten. Das trifft vor allem auf Hochschulabsolventen zu. Nach Jahren der Sparsamkeit ist es für viele junge Leute ein Genuss, das hart erarbeitete Einkommen für materielle Wünsche und Luxusartikel auszugeben. Endlich kann man sich das Tablet leisten, mit dem man schon so lange liebäugelt.

Doch auch die eigene Karriere will verfolgt werden. Berufseinsteiger wollen erstmal Sicherheit im Job haben, bevor sie sich schon wieder in Mutterschutz und Elternzeit verabschieden. In Zeiten befristeter Arbeitsverträge und der Erwartung hoher Flexibilität ist das aber gar nicht so einfach.

Kinderlose Paare ringen oft mit seelischen Verletzungen

Und dann gibt es noch einen ganz anderen Fall: Viele Paare sind ungewollt kinderlos. Bei diesen reißt man womöglich mit der Frage nach dem fehlenden Nachwuchs ziemlich tiefe Wunden auf. Liegen medizinische Gründe für die Kinderlosigkeit vor, haben vor allem Frauen daran zu knabbern.

Das belastet auch die Seele und die Beziehung. Finden diese Paare keine Unterstützung, zerbrechen sie oft an der Situation. Das gleiche trifft auf Menschen zu, die ihre Kinder früh, womöglich noch in der Schwangerschaft, verloren haben.

Behutsamkeit und Fingerspitzengefühl

Darum ist es besser, sich die Frage nach Kindern zu verkneifen. Zu vielfältig sehen die Antworten aus und kann Menschen ernsthaft verletzen. Viele kinderlose Paare sind nicht nur genervt, sondern empfinden es als Eingriff in ihre Privatsphäre, diese Frage zu stellen.

Zügel also deine Neugier. Hast du jedoch das Gefühl, deine Freundin leidet unter der Kinderlosigkeit, sprich das Thema behutsam an. Wenn sie sich dir nicht öffnet, nimm es nicht persönlich. Ihre Abweisung wird nicht mit dir persönlich zusammen hängen.

Auf kinderlosen Langzeitpaaren lastet ein enormer gesellschaftlicher Druck. So wird suggeriert, dass ein langjähriges Paar ohne Kinder eine weniger wertvolle Beziehung führe – was natürlich völliger Quatsch ist. Kinder sind kein Indikator für eine glückliche Paarbeziehung.

Rufe dir das ins Gedächtnis, wenn du das nächste mal die Frage auf der Zunge hast: „Und, wann werdet ihr endlich Eltern?“

 

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