Tuberkulose – eine alte Krankheit wieder auf dem Vormarsch?

Tuberkulose – eine alte Krankheit wieder auf dem Vormarsch?

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Eliminierung der Tuberkulose anstrebt, stagnieren in Deutschland seit Jahren die Erkrankungszahlen. Nun soll ein neuer Rahmenplan der WHO die Tuberkulose endgültig besiegen.

Was ist Tuberkulose und wie kann man sich anstecken?

Tuberkulose wird durch Bakterien ausgelöst. Dabei befallen die Erreger überwiegend die Lunge und lösen unter anderem Husten aus. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trägt ein Drittel der Weltbevölkerung Tuberkulose-Erreger in sich. Tuberkulose wird meistens von Mensch zu Mensch übertragen. Bei einer Lungentuberkulose werden die Erreger durch Niesen oder Husten übertragen. Tuberkulose, die andere Körperteile oder Organe betrifft, ist in der Regel nicht ansteckend. Eine Ansteckung über Nahrungsmittel, wie z. B. Rohmilch, ist möglich, aber so gut wie ausgeschlossen in Europa.

Krankheitssymptome

Am häufigsten tritt ein Befall der Lunge auf. Dabei können grippeähnliche Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Fieber, Appetitmangel mit ungewolltem Gewichtsverlust und nächtliches Schwitzen auftreten. Typische Beschwerden sind auch Husten, gelegentlich mit blutigem Auswurf und Schmerzen beim Atmen.

Andere Organe werden seltener befallen. Dies kann dann passieren, wenn sich die Bakterien über die Lymph- oder Blutbahn im Körper ausbreiten, zum Beispiel in den Lymphknoten, im Rippenfell, in den Nieren oder Harnwegen. Knochen, Gelenke, Wirbelsäule, Verdauungstrakt oder das zentrale Nervensystem sind seltener betroffen.

Andere seltene Formen der Tuberkulose werden als Miliartuberkulose und Hirnhautentzündung bezeichnet. Bei der Miliartuberkulose, werden mehrere Organe befallen. Eine tuberkulöse Hirnhautentzündung kann ebenfalls auftreten. Als besonders gefährdet gelten Säuglinge und Kleinkinder sowie Menschen mit einer Abwehrschwäche.

Wann bricht die Krankheit aus?

Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bestätigt, erkrankt nur jeder Fünfte bis Zehnte nach einer Ansteckung, bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren sind es ca. 20 bis 40 Prozent. Je nach Lebensalter und Abwehrstärke können auch Monate oder Jahrzehnte bis zum Krankheitsausbruch vergehen. In der Hälfte der Fälle tritt die Erkrankung in den ersten beiden Jahren nach der Infektion auf, bei Kindern zumeist bereits im ersten Jahr nach der Ansteckung. Jedoch bricht die Krankheit nicht in jedem Fall aus. Wenn das Immunsystem gut funktioniert, werden die Erreger unschädlich gemacht. Allerdings können sie andererseits auch schlummernd im Körper bleiben. Dann kann es zur Bildung von knötchenförmigen Entzündungen in der Lunge kommen, die meist keine Beschwerden verursachen. Sobald die Immunabwehr allerdings nachlässt, kann die Erkrankung auch erst nach Jahren bis Jahrzehnten ausbrechen. Erkrankte Kinder haben oft keine Beschwerden und fallen nur durch eine verzögerte Entwicklung auf.
Die BZgA bestätigt, dass Patienten mit einer offenen Lungentuberkulose ansteckend sind, solange sie vermehrungsfähige Erreger mit dem Husten ausscheiden und diese im Auswurf nachweisbar sind. Bei der Einnahme von wirksamen Medikamenten seien Erkrankte meist zwei bis drei Wochen ansteckend, selten länger.

Wer ist gefährdet und wie schützt man sich?

Neben engen Kontaktpersonen von Patienten mit offener Lungentuberkulose sind besonders Menschen mit einer Abwehrschwäche, beispielsweise durch eine HIV-Infektion oder durch Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr deutlich schwächen, sowie Diabetiker und alkoholkranke Menschen gefährdet. Zudem haben Menschen, die drogenabhängig oder obdachlos sind, ein höheres Risiko, da bei diesen häufiger eine Mangelernährung oder schlechte hygienische Bedingungen vorliegen.

Schützen können Sie sich, indem Sie bei einem Husten, der länger als drei Wochen anhält, zum Arzt gehen. Halten Sie zudem Hygienemaßnahmen ein. Bei Kontakt mit Erkrankten sollten Sie sich vorsorglich untersuchen lassen. Bei Kindern sollten Sie sofort bei Verdacht einen Arzt aufsuchen, da diese besonders gefährdet sind. Wenn die Tuberkulose rechtzeitig erkannt und richtig behandelt wird, heilt sie in aller Regel folgenlos aus.

Aktuelle Zahlen für Deutschland

Bis 2035 soll mit der „End TB-Strategie“ der WHO eine Präelimination mit weniger als 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner erreicht sein und im Jahre 2050 soll die Erkrankungszahl sich auf weniger als 1 Erkrankung pro 1 Million Einwohner verringert haben. Allerdings stagnieren in Deutschland die Erkrankungszahlen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI), feststellt. Im Jahr 2013 wurden dem RKI insgesamt 4.318 Tuberkulosen übermittelt (5,3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner), geringfügig mehr als 2012 (4.217 Fälle) und vergleichbar mit dem Jahr 2011 (4.307 Fälle). Der Anteil der mul­ti­re­sis­ten­ten Tuberkulosen ist 2013 auf 3,4 Prozent (102 Fälle) gestiegen. Eine vergleichbare Fallzahl wurde zuletzt im Jahr 2005 registriert (106 Fälle, 2,7 %), während in den vergangenen fünf Jahren jeweils zwischen 50 und 64 Fälle erfasst wurden. Wie das RKI verlauten lässt, gestaltet sich die Betreuung und medizinische Versorgung von Tuberkulosepatienten zunehmend aufwändig. Gründe hierfür seien vor allem komplexe Medikamentenresistenzen, die einer langen und sorgfältig durchgeführten Antibiotikatherapie bedürfen, Begleiterkrankungen wie HIV und Hepatitis sowie oftmals schwierige soziale Rahmenbedingungen.

Bekämpfung der Tuberkulose

Um die Tuberkulose in den Griff zu bekommen, sei eine umfassende Überwachung notwendig, die zeitliche Entwicklungen, mögliche Einflussfaktoren und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen aufzeigt, wie das RKI in seiner Pressemitteilung vom März 2015 festhält. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Gesundheitsämter, die mit der Erfassung und Übermittlung der Meldedaten und der Durchführung von Um­ge­bungs­un­ter­su­chun­gen zur raschen Unterbrechung von Infektionsketten beitragen. „Dafür müssen sie ausreichend personell und finanziell aus­ge­stat­tet sein“, unterstreicht Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des RKI. Von zentraler Bedeutung seien zudem auch die enge Zusammenarbeit zwischen stationären und ambulanten medizinischen Einrichtungen und Gesundheitsämtern sowie Informations- und Unterstützungsangebote für Patienten.