Sinnvolle Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Sinnvolle Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Viele Mythen ranken sich um die richtige Ernährung bei Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes. Doch eigentlich ist es ganz einfach, denn die Empfehlungen sind meist die gleichen wie für gesunde Menschen.

Unter Diabetes mellitus, im Volksmund als Zuckerkrankheit bezeichnet, werden verschiedene Stoffwechselstörungen zusammengefasst. Ihnen gemeinsam ist eine dauerhafte Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Da dies negative Folgen für viele Organsysteme haben kann, ist es wichtig, dass der Blutzuckerspiegel im Normbereich gehalten wird. Ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen einer Schwangerschaft. Diese Form der Zuckerkrankheit wird erstmals während einer Schwangerschaft diagnostiziert und verschwindet in den meisten Fällen nach deren Beendigung. Unerkannt besteht ein Gesundheitsrisiko für die Mutter und das noch ungeborene Kind.

Ungefähr zwei bis zwölf Prozent aller Schwangeren entwickeln – oft unerkannt – einen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Ein erhöhtes Risiko, an einem Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken besteht bei Frauen, die folgende Risikofaktoren aufweisen:

  • Übergewicht
  • Diabetes in der Familie
  • hohes Geburtsgewicht der Schwangeren (> 4000 g)
  • vorausgegangene Geburt eines Kindes mit mehr als 4000 g
  • wiederholte Fehlgeburten

Mit Hilfe von Früherkennungsuntersuchungen kann ein Schwangerschaftsdiabetes entdeckt werden.

Einfluss von Kohlenhydraten auf den Blutzuckerspiegel

Was beim gesunden Menschen in gewissen Grenzen ganz von alleine reguliert wird, bedarf beim Diabetiker besonderer Beachtung: der Blutzuckerspiegel. Während beim Gesunden der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit durch das Blutzucker senkende Hormon Insulin wieder unter einen bestimmten Wert sinkt, ist diese Regulation bei Menschen mit Diabetes mellitus gestört.

Nach dem Verzehr von Lebensmitteln, welche Kohlenhydrate (z. B. Kartoffeln, Brot, Nudeln, Obst) enthalten, steigt der Blutzuckerspiegel an und das, je nach Art der Kohlenhydrate, in unterschiedlichem Maße. Die folgende Abbildung zeigt, wie schnell die Kohlenhydrate aus unserem Essen nach der Verdauung ins Blut übergehen.

Sinnvolle Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes
Quelle: modifiziert nach Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF): Fit für Sport, 1993 http://www.vis.bayern.de/ernaehrung/ernaehrung/ernaehrung_krankheit/diabetes.htm

Vor allem Lebensmittel mit Ballaststoffen (z. B. Vollkornbrot, Naturreis, Gemüse, Nüsse sowie Hülsenfrüchte wie Linsen und Erbsen) haben einen günstigen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Sie lassen diesen weniger stark und auch gleichmäßiger ansteigen. Damit wird starken Blutzuckerschwankungen vorgebeugt. Auch die Kohlenhydrate aus Milchprodukten, also der Milchzucker, sorgen für einen langsamen Blutzuckeranstieg. Dagegen gehen die Kohlenhydrate aus Fruchtsäften, Obst und Weißmehlprodukten schnell ins Blut über und sorgen für einen raschen Blutzuckeranstieg.

Überflüssig und ersatzlos gestrichen: Diabetikerlebensmittel

Mit der 16. Änderung der Diätverordnung im Jahr 2010 wurde die Diätverordnung dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand angepasst. Dabei wurde die Kategorie „Diabetiker-Lebensmittel“ ersatzlos gestrichen. Vor drei Jahren, im Oktober 2012, endete die Übergangsfrist von zwei Jahren.

Für Diabetiker gelten die gleichen lebensmittelbezogenen Empfehlungen für eine vollwertige Ernährung wie für die Allgemeinbevölkerung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) beurteilte spezielle Lebensmittel für Menschen mit Diabetes mellitus schon lange als überflüssig. Sie enthielten häufig große Fett- und Energiemengen und waren meist teurer als die normalen Vergleichsprodukte. Durch den Verzehr dieser Lebensmittel kann es zu einer erhöhten Energieaufnahme kommen. Dies ist besonders ungünstig für übergewichtige Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2. Auch die Verwendung von Fruchtzucker und Zuckeraustauschstoffen anstatt des üblichen Haushaltszuckers brachte keine Vorteile. Besser ist es, natürliche Lebensmittel und möglichst wenig freien Zucker zu verzehren. Unter freiem Zucker versteht man alle Einfach- und Zweifachzucker wie Fruchtzucker, Traubenzucker oder Haushaltszucker, die den Lebensmitteln vom Hersteller oder vom Verbraucher bei der Zubereitung zugefügt werden plus Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirup und Fruchtsäften vorkommt.

Veränderungen des Lebensstils als Therapiegrundlage

Die Lebensstiländerung ist bei der Therapie des Schwangerschaftsdiabetes empfohlen. Die meisten Schwangeren bekommen ihren erhöhten Blutzuckerspiegel mit einer geeigneten Lebensmittelauswahl und Bewegung in den Griff. Reicht dies nicht aus, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten, ist eine Gabe von Insulin notwendig.

Die DGE empfiehlt folgende Lebensstiländerungen:

  • Kohlenhydrate am besten mit Ballaststoffen kombinieren und ballaststoffreich essen
    Kohlenhydrate liefern den Hauptteil der Nahrungsenergie. Brot, Nudeln, Reis oder Getreideflocken aus Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst sind reich an Ballaststoffen. Sie sollten die Basis der täglichen Ernährung sein. Ballaststoffe wirken sich günstig auf die Blutzuckerkonzentration aus. Sie sorgen für einen langsamen Anstieg des Blutzuckers. 40 g Ballaststoffe pro Tag sind für Diabetiker wünschenswert.
  • Zucker ist erlaubt, aber nur in kleinen Mengen
    Zuckerreiche Lebensmittel zusammen mit anderen Lebensmitteln essen, z. B. Marmelade auf Vollkornbrötchen oder als Quarkspeise zum Dessert.
  • Täglich fettarme Milch und Milchprodukte
    Joghurt, Milch, Käse, Buttermilch, Quark und Kefir können vielfältig eingesetzt werden und bringen Abwechslung.
  • 300 – 600 g Fleisch pro Woche
    Mageres Fleisch und Wurstwaren bevorzugen.
  • Ein- bis zweimal pro Woche Fisch
    Auch fettreiche Arten wie Makrele oder Lachs auswählen, sie enthalten wertvolle Omega-3-Fettsäuren.
  • Bei Fett auf Menge und Qualität achten
    60 bis 80 g Fett reichen pro Tag, diese Menge beinhaltet die sichtbaren und die versteckten Fette, z. B. in Wurst und Käse. Pflanzliche Öle und Fette bevorzugen, vor allem Raps- und Walnussöl sowie Diätmargarine.
  • Schonende und fettarme Zubereitung
    Wenig Koch- und Bratfett verwenden und in geeigneten Pfannen und Töpfen dünsten und braten.
  • Rund 1,5 L pro Tag trinken
    Das Getränk sollte vor allem aus Wasser bestehen und keinen Zucker enthalten. Auf regelmäßiges Trinken achten.

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