Diabetes Typ1 ist unheilbar

Diabetes vorbeugen – ist das möglich?

Schon wieder ein neuer Bericht zur nicht existierenden Heilbarkeit von Diabetes? Nein! Aber einige Fakten zum besseren Verständnis dieser Krankheit.

Es gibt schon genügend Legenden und Mythen, Diabetes mit Hausmittelchen und Diäten heilen zu können. Deshalb gleich vorweg: Diabetes ist aktuell nicht heilbar und man kann auch nur in geringem Maße vorbeugen. Dazu solltest du vor allem auch eins wissen – Diabetes ist nicht gleich Diabetes.

Die großen Unterschiede der „Zuckerkrankheit“

Um zu verstehen, was der Titel eigentlich zu bedeuten hat, müssen erst einmal die verschiedenen Ausprägungen von Diabetes unter die Lupe genommen werden. Grundsätzlich wird zwischen den beiden wohl bekanntesten Formen differenziert: Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2. Und gleich gibt es einen Konflikt, denn obwohl beides Diabetes genannt wird, sind die Ursachen dieser zwei Formen vollkommen unterschiedlich. Genau genommen sind es zwei völlig verschiedene Krankheiten, die nur eines gemeinsam haben: Schwierigkeiten mit dem Insulinhaushalt.

Diabetes Typ 1

Bei Typ 1 kann die Bauchspeicheldrüse aus verschiedenen Ursachen heraus nicht genügend oder gar kein Insulin mehr produzieren. Schuld daran sind defekte oder zerstörte Betazellen. Der Defekt bzw. die Zerstörung erfolgt aufgrund einer Autoimmunreaktion des Körpers, der dabei gegen seine eigenen Zellen vorgeht und diese unbrauchbar macht. Die Veranlassung hierfür kann zum Beispiel eine Infektion (starke Grippe) sein, bei der der Körper alles in Bewegung setzt und dabei auch eigenes Gewebe schädigt.

Diabetes Typ 2

Diabetes Typ 2 besteht in einer Insulinresistenz. Der Körper kann zwar oft noch Insulin in ausreichender Menge produzieren, aber der Transfer des Blutzuckers in die Körperzellen ist gestört oder verhindert. Bei Typ 2 ist zwar ein genetischer Defekt ursächlich, aber Auslöser sind meist falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Von Typ 2 betroffen sind daher meist ältere Menschen, die sich zu wenig bewegen und durch fett- und kalorienreiche Nahrung Übergewicht bekommen. Daher auch die Bezeichnung „Altersdiabetes“.

Diabetes Typ 3 und Schwangerschaftsdiabetes

Eine weitere Ausprägung ist der Schwangerschaftsdiabetes (Typ 4). In den meisten Fällen verschwindet dieser nach der Niederkunft wieder, muss aber während der Schwangerschaft behandelt werden, um Mutter und Kind zu schützen. Dann gibt es noch den Diabetes Typ 3, der die unterschiedlichsten Ursachen zusammenfasst wie Bauchspeicheldrüsenkrebs oder -entzündung (Pankreatitis), Medikamentenreaktionen und vieles mehr. Einige Typen werden noch mit a, b oder c untergliedert.

An der Vielfältigkeit dieser Krankheit(en) kannst du erkennen, dass man mit den Begriffen „Heilung“ und „Vorbeugen“ sehr, sehr vorsichtig umgehen muss!

Was kannst du wirklich tun?

Wer als Kind oder Jugendlicher mit Diabetes Typ 1 diagnostiziert wird, muss den Rest seines Lebens damit umgehen. Selbst wenn man mit heutigen medizinischen Mitteln sehr frühzeitig anhand bestimmter genetischer Informationen (T-Helferzellen) schon beim Säugling feststellen kann, ob eine Diabetes-Gefahr besteht, gibt es keine Möglichkeit zur effektiven Vorbeugung. Der Typ 1 wird früher oder später eintreten. Das, was man ab diesem Zeitpunkt lediglich machen kann und muss, ist, den Lebensstil darauf anzupassen. Ernährung, Bewegung und ein durchgängiges Diabetes-Management sind nötig, um Diabetes-Spätfolgen so weit wie möglich hinauszuzögern. Bereits nach zehn Jahren Diabetes beginnen zum Beispiel Veränderungen in kleinen Blutgefäßen, die eine Nierenschädigung verursachen können.

Veränderung des Ess- und Lebensstils

Bei einem diagnostizierten Diabetes Typ 2 können eine Änderung des Ess- und Lebensstils eventuell bereits begonnene Veränderungen zumindest gehemmt und teilweise sogar verbessert werden. Hier kommt es vor allem auf Gewichtsreduzierung an, da das Fett im Gewebe die Wirksamkeit von Insulin verschlechtert. In der Ernährung geht es dann vor allem um die Verringerung von Kohlenhydraten und tierischer Fette. Eine regelrechte „Diabetes-Diät“ in dem Sinne gibt es nicht. Die momentan recht populäre, sogenannte „Low-Carb“-Diät klingt zwar danach, aber selbst als Diabetiker kann man nicht komplett auf Kohlenhydrate verzichten, weil der Körper Kohlenhydrate als schnell verfügbare Energiebasis benötigt. Der Körper verbrennt Fett als Energieträger erst bei länger dauernder Belastung. Und wenn die Glukosespeicher leer sind, kann es unter Belastung schnell zu einer Unterzuckerung kommen.

Mythen über Diabetes heilende Lebensmittel

Ein weiterer Mythos, wie man Diabetes vorbeugen oder gar heilen kann, sind zum Beispiel bestimmte Lebensmittel oder gar Diäten mit solchen. Es stimmt zwar, dass Ingwer und Zimt blutzuckersenkende Wirkung haben, können aber Insulin auf keinen Fall ersetzen. Ein insulinpflichtiger Diabetiker wird auch weiterhin Insulin spritzen müssen, selbst wenn er sich ausschließlich von Ingwer und Zimt ernähren würde. Aber beide Lebensmittel können die Werte verbessern und die notwendige Insulinmenge leicht reduzieren. Von anderen angepriesenen Diäten wie Hafer-Diät oder Ähnliches kann man nur abraten. Sie heilen den Diabetes genauso wenig und können auf lange Sicht höchstens zu Ernährungsmängeln führen.

Diabetes managen heißt Lebensstil anpassen

Für alle Formen und Ausprägungen des Diabetes gilt jedoch eines: auf Dauer den Blutzucker in einem vorgegeben Rahmen zu halten. Diesen sogenannten Zielbereich erarbeitest du mit deinem Diabetologen. Er wird irgendwo im Bereich 70-150 mg/dl liegen. Also insgesamt leicht höher als es bei einem gesunden Menschen der Fall ist. Ein Grund hierfür liegt auch darin, dass insulinpflichtige Typ-1-Diabetiker oft mit Unterzuckerungen (Hypoglykämie) zu kämpfen haben. Sehr tiefe Werte können zu Bewusstlosigkeit führen und schlimmstenfalls sogar tödlich enden. Da die Unterzucker-Wahrnehmung bei Diabetikern im Laufe der Zeit abgeschwächt wird oder gar verschwindet, kann es zu Hypoglykämien kommen, ohne dass es realisiert wird. Insbesondere können Hypoglykämien im Schlaf gefährlich werden, da der Diabetiker hiervon gar nichts mehr mitbekommt.

Sowohl bei Typ 1 als auch bei Typ 2 gibt es also drei Schwerpunkte im Leben nach der Diagnose: Ernährung, Bewegung und Kontrolle. Regelmäßiges Messen des Blutzuckers muss in Fleisch und Blut übergehen. Mit den heutigen Möglichkeiten von CGM, FGM oder modernen Blutzuckermessgeräten stehen dem Diabetiker vollkommen andere Hilfsmittel zur Verfügung als noch vor zehn bis 15 Jahren. Das selbstständige Management, das vor vielleicht 20-30 Jahren von den Fachärzten als vollkommen unmöglich angesehen wurde, ist heutzutage der Grundstein für eine erfolgreiche Diabetes-Therapie.

Ebenso das Messen und Wiegen der Lebensmittel, die Berechnung der enthaltenen Kohlenhydrate und die zu berechnende notwendige Insulinmenge entweder mit Spritzen (Pens) oder über Pumpen gehören zum Diabetiker-Alltag.

Diabetes ist nicht heilbar

Leider. Noch nicht. Es gibt zwar schon Forschungsmeldungen zur Reaktivierung der Betazellen, aber selbst wenn das funktionieren könnte, wird eine Behandlung frühestens in einigen Jahrzehnten erfolgreich durchführbar sein. Vielleicht gibt es dann auch eine erfolgreiche Vorbeugung gegen Diabetes – aber noch nicht heute. Zurzeit gibt es für einen Diabetiker zur Lebensverlängerung nur die bereits erwähnten Mittel Gewichtsreduktion, Ernährungskontrolle, Bewegung und konsequente Therapie.

Um das Leben zu erleichtern, solltest du deinen Familien- und Freundeskreis beispielsweise in den Ernährungsplan einbeziehen. So können alle auf die richtigen Lebensmittel und die Zubereitung dieser achten und du kannst (fast) ungehindert mitschlemmen. Besonders beim Grillen im Sommer ist ein vorheriges Bescheid geben ganz praktisch.