Die Familie im Wandel der Zeiten

Familie im Wandel – Familienmodelle im 21. Jahrhundert

Das Konzept Mama, Papa, Kind hat ausgedient – dass Familie im Wandel begriffen ist, erleben wir alle täglich. Dabei birgt jedes Familienmodell unterschiedliche Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Die Familie im Wandel der Zeiten

Der Duden bezeichnet Familie als „aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende [Lebens]gemeinschaft“. Eine Familie entsteht also erst durch die Kinder. Schon in dieser Definition zeigt sich aber, dass das althergebrachte Familienmodell mit einer Mutter und einem Vater sowie einem oder mehreren Kindern nicht mehr aktuell sind und die klassische Familie im Wandel ist.

Alleinerziehende Mütter und Väter

Dabei spiegelt sich ein Trend in unserer Gesellschaft wieder, denn es existieren in Deutschland immer mehr alleinerziehende Mütter und Väter. Vergleicht man die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zwischen 1996 und 2016 miteinander, fällt aber auf, dass diese auf einem ungefähr gleichbleibenden Niveau bleiben: Waren 1996 noch rund 2,2 Millionen Deutsche alleinerziehend, waren es 2016 etwa 2,7 Millionen.

Verliebt, verlobt, verheiratet – Scheidung?

Man kann also nicht behaupten, dass eine starke Zunahme von Alleinerziehenden generell zur Familie im Wandel geführt hat. Vielmehr haben sich in den letzten Jahren noch andere Familienmodelle entwickelt.

Im Zusammenhang mit den Alleinerziehenden fallen einem dazu natürlich sofort die Patchwork-Familien ein und damit zusammen die Themen Hochzeit und Scheidung. Interessanterweise gehen die Anzahlen der Ehescheidungen in den letzten Jahren immer mehr zurück, während immer mehr Deutsche heiraten. Von den etwa 400.000 Eheschließungen im Jahr 2015 waren wiederum rund 15 Prozent Wiederverheiratungen.

Was die Statistiken jedoch nicht verraten, ist die Anzahl der Trennungen von unverheirateten Paaren mit Kindern. Wie oft sich Alleinerziehende neu verlieben und mit neuem Partner oder Partnerin weiteren Nachwuchs bekommen, kann ebenfalls nicht gesagt werden.

Patchwork: (Groß-) Familie im Wandel

Bei Patchwork-Familien liegt die Besonderheit darin, dass sich hier ganz deutlich zeigt, wie Familie im Wandel begriffen ist. Neben dem klassischen Elternbild, also den biologischen Erzeugern, gibt es darüber hinaus auch Stiefeltern. Es kommt sehr oft vor, dass die „neuen Eltern“ die Rollen von Bonusmüttern oder Ersatzvätern erfüllen. Auch zusätzliche Geschwister oder Großeltern vergrößern die Ursprungsfamilie. So entsteht auch eine ganz neue Definition für Großfamilien.

So lange die Partner in der Patchwork-Beziehung nicht miteinander verheiratet sind, kann es oft zu Unklarheiten kommen. Das betrifft nicht nur Außenstehende, für die so manche Verflechtungen in einer Familiengeschichte nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Oft kommt es zu Missverständnissen oder Problemen, die das Sorgerecht der Kinder betreffen. Für zusammen gepuzzelte Familienmodelle ist es daher umso wichtiger, klare Absprachen zu treffen und diese schriftlich, zum Beispiel als Vollmacht, festzuhalten.

Familie im Wandel 2017: Die Regenbogenfamilie

Dass sich die Familie im Wandel befindet, sehen wir auch an den so genannten Regenbogenfamilien. Damit sind Eltern gemeint, die in einer homosexuellen Beziehung miteinander leben. Woher die Kinder einer Regenbogenfamilie kommen, ist ganz unterschiedlich. Sie können künstlich gezeugt worden sein oder aus voran gegangenen Hetero-Beziehungen eines Elternteils stammen, können adoptiert sein oder als Pflegekinder bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen.

Regenbogenfamilien vereinen damit oft zwei oder mehr Familienmodelle in sich, die vom klassischen Konzept mit Mutter, Vater, Kind abweichen. Glücklicherweise hat auch die Bundesregierung begriffen, welchen Aufgaben und Herausforderungen sich Regenbogeneltern stellen und entsprechende Gesetzesänderungen erlassen. So können homosexuellen Paare seit Oktober diesen Jahres eine Ehe eingehen und damit nicht-leibliche Kinder adoptieren. Vorher war nur eine so genannte Stiefkind-Adoption bei einer eingetragenen Lebenspartnerschaft möglich.

Pflegefamilien und Adoptiveltern als modernes Familienmodell

Alles in allem ist die Anzahl der Adoptionen in Deutschland relativ gering. 2016 wurden laut Statistik insgesamt knapp 4.000 Kinder adoptiert, mehr als die Hälfte dabei von neuen Ehepartnern eines leiblichen Elternteils. Den kleinsten Teil mit 114 Adoptionen stellen dabei Adoptionen eines Verwandten dar.

Die Zahlen zeigen, dass diese Variante zwar ungewöhnlich ist, aber sie eben doch vorkommt. Oft werden Großeltern oder Onkel und Tanten sorgeberechtigt oder als Vormund bestimmt, wenn die Eltern versterben oder nicht in der Lage sind, sich um das Kind zu kümmern. Bei minderjährigen Schwangeren übernimmt dagegen das Jugendamt zunächst die Vormundschaft.

Gesellschaft im Wandel – Familie im Wandel

Familienmodelle sind zahlreich und vielfältig. Damit bildet die Familie als Mikrokosmos der Gesellschaft einen allgemeinen Wandel ab, denn auch unsere Gesellschaft wird immer bunter. Wichtig ist, dass wir auch unseren Kindern diese neuen Bilder von Familie verdeutlichen und nicht mehr an altmodischen Konzepten festhalten.

Familie im Wandel – das ist mittlerweile auch Thema von Kinderbüchern für groß und klein. Dabei gibt es nicht nur Bücher, die Trennung von Eltern thematisieren, sondern auch ganz normal Alleinerziehende oder gleichgeschlechtliche Paare als Eltern darstellen. Diese Kinderbücher sind zwar immer noch die Ausnahme, wir hoffen aber, dass in den nächsten Jahren die Normalität auch immer mehr in den Bücherregalen Einzug hält. So können wir den Kleinen ganz spielerisch klar machen, dass Familien ganz unterschiedlich sein können – und alle etwas ganz Besonderes sind. Hier haben wir ein paar Lesetipps für euch zusammen gestellt:

  • Mary Hoffman & Ros Asquith: Du gehörst dazu. Das große Buch der Familien
  • Miriam Volkmann: Joni der kleine Braunweißbär. Ein Kinderbuch über Liebe, Trennung, neue Partner und Patchworkfamilien
  • Alexandra Maxeiner & Anke Kuhl: Alles Familie! Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten
  • Anke Wagner: Mamas neuer Freund
  • Regina Deertz & Leonie Rösler: Mondpapas. Ein Buch für Kinder mit abwesenden Vätern
  • Helene Düperthal: Mama + Mamusch. „Ich bin ein Herzenswunschkind“
  • Edith Schreiber-Wippe: Zwei Papas für Tango