Digitale Medien wachsen in der Bedeutung

Kinder und digitale Medien – Bewältigen wir die Informationsflut

Kinder erleben heute eine hochtechnisierte Welt. Digitale Medien spielen dabei eine immer größere Rolle. Unsere Aufgabe ist es, die Kleinen behutsam und sicher mit dieser digitalen Welt vertraut zu machen.

Manchmal müssen wir Kinder auch vor den digitalen Medien schützen.

Das „Elsagate“ als Paradebeispiel

Ende November diesen Jahres machte eine Schlagzeile die Runde: „Gefälschte YouTube-Videos verstören Kinder“. Bei dem auch als „Elsagate“ bekannt gewordenen Fall hatten Unbekannte es geschafft, auf der speziell für Kinder ausgewiesenen App YouTube Kids Videos unterzubringen, die alles andere als kindgerecht waren.

Die App ist seit September auch in Deutschland verfügbar und funktioniert mit einem automatischen Filter. Die Mutterplattform YouTube lässt nur solche Videos durch, die kindgerecht sind. Der Fall „Elsagate“zeigt jedoch, dass der Filter nicht immer wie geplant funktioniert. So pinkelt im namengebenden Clip Spiderman in eine Badewanne, in der die Eiskönigin Elsa aus dem Disney-Film Frozen sitzt. In einem anderen Clip wird Micky Maus Opfer eines blutigen Verkehrsunfalls.

Speziell kleinere Kinder reagierten verstört auf die Videos. Besonders, weil ihnen bekannte und vertraute Charaktere plötzlich Dinge taten oder ihnen Dinge passierten, die sich die Kinder nicht erklären konnten. Und das hinterlässt unweigerlich Spuren im kindlichen Gehirn.

Digitale Medien und Kinder nicht alleine lassen

YouTube hat mittlerweile reagiert, seine Richtlinien verschärft und mehrere Kanäle und zahlreiche Clips gelöscht. Doch der bereits eingetretene Schaden lässt sich nicht wieder rückgängig machen.

Was dieser und andere Fälle aufs Neue deutlich machen: Kinder, besonders jüngere, sollten vor dem Computer, Smartphone oder Fernseher nicht alleine gelassen werden. Das gilt auch allein schon deswegen, weil Videoclips und andere digitale Inhalte per se eine große Fülle an Bildern, Informationen und Emotionen transportieren. Ein kleiner Mensch kann nur selten ohne Hilfe mit dieser Informationsflut der digitalen Medien fertig werden.

Wichtig ist es also, dass wir als Erwachsene mit dem Kind zusammen die Informationen konsumieren. Biete deinem Kind bei Bedarf Hilfestellungen und Erklärungen an, wenn etwas unklar ist und die Kinder Fragen haben. Denn nur so nehmen sie aus dem Medienkonsum etwas Positives mit und werden nicht einfach nur von Eindrücken berieselt, die sie überfordern.

Zeiten des Medienkonsums reglementieren

Das übermäßiger Medienkonsum Kindern schadet haben bereits mehrere Studien nachgewiesen. Konsumieren Kinder unter sechs Jahren beispielsweise mehr als dreißig Minuten am Tag digitale Medien, so kommt es bei ihnen häufiger zu Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und einer verzögerten Sprachentwicklung.

Das fand die Medienstudie „BLIKK“ heraus, die im Sommer diesen Jahres erschienen ist. Diese Defizite setzen sich im weiteren Verlauf der Entwicklung fort, begleitet von Nebeneffekten wie etwa Fettleibigkeit durch einen oft parallel auftretenden übermäßigen Konsum von zuckerhaltigen Speisen und Getränken, so die Studie weiter.

Deshalb sollten wir als Eltern unbedingt darauf achten, wie viel Zeit wir die Kinder am Tag den digitalen Medien aussetzen und diese zum Wohl der Kinder reglementieren. Das gilt auch für die Inhalte.

Eine Vorauswahl der digitalen Medien treffen

Es kann sicher nie schaden, sich die von den verschiedenen Anbietern als kindgerecht eingestuften Inhalte vorab einmal selber anzusehen und zu bewerten. Denn am Ende wissen wir als Eltern am besten, was wir unseren Kindern schon zumuten können und was sie vermutlich noch überfordert oder aber anderweitig negativ beeinflusst.

Den Medienkonsum komplett zu verbieten, da sind sich Pädagogen und Psychologen weitgehend einig, ist keine zielführende Idee. Sie plädieren dafür, dass die digitalen Medien so in die analoge Welt der Kinder integriert werden, dass sie keinen Schaden anrichten.

Wichtig sei es, dass die Kinder die Lust an den analogen Medien nicht zugunsten der digitalen Medien verlieren. Als Erwachsene können wir beispielsweise dazu beitragen, indem wir uns mit den Kindern zusammen hinsetzen und einfach mal wieder ein Buch lesen oder einem Hörbuch lauschen. Leider ist dies heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.

Der Knackpunkt: Vorbild sein beim Medienkonsum

Wer Kinder hat der weiß: Sie lernen vor allem dadurch, dass sie uns kopieren. Wir sind ihre Vorbilder. Das gilt auch für den Umgang mit den digitalen Medien. Am effektivsten ist es also, den Kindern den richtigen und gemäßigten Konsum digitaler Medien vorzuleben.
In der Praxis fällt dies jedoch den meisten Eltern schwer. Mal eben kurz einen Blick auf das Smartphone werfen, den Laptop anschmeißen, um eine E-Mail zu schreiben oder sich nebenbei vom Fernseher berieseln lassen, wer kennt das nicht?

Wenn man seinen Kindern dann zu erklären versucht, warum sie das Handy jetzt gerade nicht haben können oder die Kinderserie im TV tabu ist, steht man als Eltern schnell auf verlorenem Posten. Und das aus Sicht des Kindes zu Recht, denn logisch ist das nicht.

Es kommt also nicht nur darauf an, mit den Kindern gemeinsam den gesunden Konsum digitaler Medien zu lernen, sondern vor allem auch darauf, sein eigenes Mediennutzungsverhalten zu überdenken und nach Möglichkeit anzupassen. Keine leichte Aufgabe, aber am Ende sicher für beide Seiten gewinnbringend, für die Kinder sowie die Erwachsenen.