Kann Kaffee süchtig machen?

Ohne schwarzes Gold geht es nicht – Kann Kaffee süchtig machen?

Ohne Kaffee geht es nicht mehr, oder doch? Für viele Menschen gehört er zum Tag dazu. Ohne ihn fühlen sie sich ausgepowert und müde. Doch kann Kaffee süchtig machen?

Kaffee ist weltweit eines der meist konsumierten Getränke. Wir Deutschen trinken pro Kopf täglich 0,41 l Kaffee. Doch wo hört der Kaffeegenuss auf, und ab wann beginnt die Kaffeesucht?

Die Ursprünge von Kaffee

Der Genuss von Kaffee hat eine lange Tradition. Ursprünglich kommt er aus Afrika und wurde nur per Zufall entdeckt. Äthiopischen Bauern fiel auf, dass ihre Ziegen nachts unruhig waren, nachdem sie vorher kirschähnliche Früchte verzehrten. Diese Früchte waren Kaffeebohnen. Mönche bereiteten daraus einen Aufguss und voilà der Kaffee als Getränk war entdeckt. Schon in der Bibel und im Koran wird die belebende Wirkung des Getränks erwähnt. Unter Ludwig XV. erobert Kaffee Europa und polarisierte die Gemüter. Die einen sahen ihn als Heilmittel, die anderen als gesundheitsschädliches Teufelszeug. Im 19. Jh. lobten viele Schriftsteller und Feldherren wie Napoleon seine anregende und belebende Wirkung. Im 20. Jh. wurde Kaffee der breiten Bevölkerung zugänglich und es entstand eine wahre Kaffeekultur.

Wie viel Kaffee ist gesund?

Die Deutschen konsumieren Kaffee am häufigsten in Form von Filterkaffee, obwohl der Verbrauch von Kaffeekapsel steigt. Kaffeekapselautomaten sind die neue und moderne Form des Kaffeegenusses. Eine immer wieder angekündigte Steuer wird diesen Trend jedoch nicht stoppen können. Aber abgesehen von der Art und Weise, wie du deinen Kaffee gern zubereitest und trinkst, stellt sich die Frage: Wie viel Kaffee ist eigentlich gesund? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat darauf eine eindeutige Antwort, denn sie empfiehlt jeden von uns, nicht mehr als vier Tassen Kaffee am Tag zu trinken.

Kaffeetasse ist nicht Kaffeepott

Eigentlich ist dies eine Menge, welche unserem eigenen normalen Kaffeeverbrauch entspricht: früh zum Aufwachen eine Tasse, vormittags ein zweite, zum Mittag eine Tasse, damit die zweite Hälfte des Arbeitstages gelingt, und abschließend kurz vor Feierabend noch einen Kaffee, um nach der Arbeit beim Sport noch fit zu sein. Doch hast du schon mal auf deine Tassengröße geachtet? Bei ihrer Empfehlung geht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nämlich davon aus, dass eine Tasse 150 Milliliter entspricht. Dies ist die kleine Tasse eines klassischen Kaffeegedecks, welche aber heutzutage kaum noch benutzt wird. Die meisten von uns trinken ihren Kaffee aus größeren Tassen, sogenannten Kaffeepotts, welche zwischen 200 bis 250 Milliliter fassen können.

Trinkst du am Tag vier solcher Tassen, hast du den empfohlenen Kaffeekonsum überschritten. Neben der maximalen Tagesmenge an Kaffee stellt sich auch die Frage, ob es einen Unterschied macht, wenn du die vier Tassen über den Tag verteilt oder direkt hintereinander trinkst. Prof. Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der LMU München, sagt, dass eindeutige Auswirkungen auf Blutdruck und Kreislauf bestehen, wenn du deine Kaffees ohne große Zwischenpause direkt nacheinander trinkst, da in kurzer Zeit viel Koffein in die Blutbahn gelangt und so der Effekt des Kaffees stärker ist.

Ab wann macht Kaffee süchtig?

Es ist unter den Ärzten und Wissenschaftlern umstritten, ob es Koffeinsucht tatsächlich gibt. In Europa gilt sie als diagnostizierbar und wurde in das europäische Klassifizierungssystem aufgenommen. Einige Ärzte berichten, dass es bei Patienten mit starkem Kaffeekonsum zu Entzugserscheinungen kam, wenn sie kein Kaffee trinken durften. Sie litten unter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verstopfung, Lethargie, Konzentrationsstörungen, Depressionen, Muskelschmerzen und Reizbarkeit. Manche Forscher gehen deswegen tatsächlich davon aus, dass es eine Kaffeesucht gibt, doch betrifft sie nur eine sehr geringe Anzahl der Kaffeekonsumenten.

Zuviel ist zuviel

Ähnlich wie Drogen, kannst du auch Kaffee überdosieren und es kommt zu Zittrigkeit, Herzflattern und innere Unruhe. Ebenso wirkt sich erhöhter Kaffeegenuss bei psychischen Problemen wie einer Angststörung, Nervosität oder bei Schlafstörungen negativ aus. Durch Koffein, speziell Koffein-Tabletten konnten auch schon Todesfälle diagnostiziert werden. Die ärztlich empfohlene Dosis für Koffein liegt zwischen 200 bis 400 Milligramm.

Physische Abhängigkeit ist keine Sucht

Amerikanische Ärzte hingegen betrachten Kaffeesucht nur als eine koffeinbezogene Störung. Man kann nicht wirklich von Kaffee abhängig sein, auch wenn sich bei Kaffee-Entzug körperliche Symptome zeigen. Diese sind zwar Anzeichen von physischer Abhängigkeit, aber keine Sucht. Laut der American Psychiatric Association müssen folgende Kennzeichen vorhanden sein, um als eine Sucht gelten: „Entzugserscheinungen, Entwicklung einer Toleranz, Konsum trotz verschlechterten medizinischen oder psychischen Zustands [und] wiederholte erfolglose Versuche aufzuhören“.

Auch der europäische Klassifizierungskatalog ICD-10 nennt ähnliche Anzeichen. Viele Menschen auf der Welt lieben Kaffee sehr, eine echte Sucht hingegen, zerstört Leben, was bei Kaffeeabhängigkeit nicht der Fall ist. Sucht ist eine sehr spezielle Störung des Gehirns. Kaffeeliebe unterscheidet sich darin, dass der Konsum keine drastisch negativen Auswirkungen auf Körper und Psyche hat und zu starken Verhaltensänderungen oder –auffälligkeiten führt.

Ohne Kaffee geht es auch

Kaffee macht nicht süchtig, wenn du ihn in üblichen Mengen konsumierst. Ob er schädlich sein kann, ist abhängig vom Lebensalter, von der Gesundheit und von den Lebensumständen. Auf jeden Fall solltest du mit deinem Kaffeegenuss bewusst umgehen und ihn bewusst genießen.