Gemeinsam im Familienbett

Gemeinsam im Familienbett – Vorteile, Vorurteile und worauf du achten solltest

Du möchtest gern ein Familienbett haben, bist dir aber unsicher? Du kennst die Vorurteile, dass Kinder, die im Familienbett schlafen, nicht selbstständig werden und verwöhnt sind? Wir erklären dir, warum das nicht so ist!

Wie vor 1000 Jahren?

Das gemeinsame Schlafen im Familienbett wird auch Co-Sleeping genannt und ist eine der natürlichsten Schlafweisen für Eltern mit kleinen Kindern. Denn vor Tausenden von Jahren mussten sich Mütter beziehungsweise Eltern mit ihren Kindern das Bett teilen – zum Schutz des Kindes. Nur so konnte gewährleistet werden, dass dem Kind nichts passiert und es zudem nachts in aller Ruhe gestillt werden kann.

Heute wird allerdings insbesondere in Europa und den USA das Familienbett eher mit Skepsis betrachtet, teilweise sogar stark dagegen gewettert. In vielen lateinamerikanischen und afrikanischen Ländern wird es hingegen noch häufig praktiziert und auch in asiatischen Ländern wie Japan wird meist gemeinsam geschlafen.

Welche Vorteile hat ein Familienbett?

Auch wenn ein Familienbett hierzulande exotisch anmutet, hat es doch diverse Vorteile. Zum einen lässt sich dein Baby viel schneller und direkter beruhigen. Ihr braucht euch nicht erst streiten, wer diesmal aufsteht und ins Kinderzimmer oder zum Babybett läuft. Stattdessen wird es direkt im Bett beruhig und durch die sofortige Nähe zur Mutter schlafen viele Kinder schnell wieder ein.

Zum anderen kannst du dein Kind nachts sehr einfach Stillen. Mit etwas Routine klappt dies dann fast automatisch. So bist auch du am nächsten Morgen ausgeruhter und entspannter.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Babys, wie auch Kleinkinder viel weniger Stress empfinden, wenn sie mit im Familienbett schlafen, als wenn sie recht früh in ihr Kinderzimmer ziehen. Kinder haben eine sehr lebhafte Fantasie und oft Angst vor der Dunkelheit. Ein erholsamer Schlaf für die ganze Familie lässt sich idealerweise mit der optimalen Schlafumgebung für dein Baby verbinden.

Welche Risiken hat das Schlafen im Familienbett?

Eines der von Eltern am meisten gefürchteten Vorfälle in den ersten Lebensmonaten eines Babys ist der plötzliche Kindstod (SIDS). Manche Studien sollen darauf hinweisen, dass ein Familienbett mit einem vermehrten Kindstod einhergeht. Allerdings schützt das Co-Sleeping dein Kind eher, wenn du alle Vorsichtsmaßnahmen triffst.

Zu den Vorsichtsmaßnahmen zählen, dass sein Baby einen eigenen Schlafsack hat und nicht in der Nähe von Kissen oder Decken schläft, keine Medikamente oder Alkohol im Spiel sind und ihr keinen Raucherhaushalt habt. Außerdem ist das Schlafen bei der Mutter wichtig, denn Schlafen Mutter und Baby zusammen, führen natürliche Mechanismen zu einem seichteren Schlaf auf beiden Seiten. Der Schlaf passt sich an, die Mutter kann unterbewusst den Atem des Kindes kontrollieren und das Kind vergisst durch zu tiefen Schlaf nicht das Atmen.

Vorurteile und Probleme

Vielleicht hast du deinen Gedanken an ein Familienbett bereits mit Freunden oder deiner Familie geteilt und deshalb diverse Vorurteile zu hören bekommen. So hat die allgemeine Popularität des Familienbettes mit gesellschaftlichen Veränderungen zu tun: Zieht es uns eher in die Sicherheit der eigenen vier Wände? Was sind die Erwartungen an Babys und Kleinkinder? Ganz wie sich die Welt entwickelt, so verändert sich die Popularität des Co-Sleeping.

Attachment Parenting

Zudem wird das gemeinsame Schlafen schnell mit dem Attachment Parenting, der bindungsorientierte Erziehung nach Peter Sears verbunden. Sein Konzept baut auf einer starken Mutter-Kind-Bindung auf und polarisiert. Manche lieben es, manche verabscheuen es. Wie bei allen Anhänger-schaffenden Konzepten gilt: Schau es dir an, nimm mit was dir zusagt, alles andere lass bleiben. Dennoch sollte das Familienbett nicht ausschließlich als Teil dieses Konzeptes betrachtet werden. Es kann sehr wohl losgelöst davon angenommen und umgesetzt werden.

Gemeinsames Schlafen verwöhnt dein Kind!

Ein sich konsequent haltendes Vorurteil: Kinder, die im Familienbett schlafen sind verwöhnt, nicht stressresistent und nicht autonom. Keine Sorge, die Angst vor diesem Szenario ist absolut unbegründet. Denn tatsächlich erfüllt das Co-Sleeping ein natürliches Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit. Keine dusteren Gestalten treiben sich nachts herum, denn Mama und Papa sind da. Das wiederrum führt zu einem gestärkten Sicherheitsgefühl.

Fühlt ein Kind sich gegenüber seinen Eltern absolut sicher, mit seinem Verhalten, Emotionen und Identität, führt dies zu einem stärkeren Selbstbewusstsein und die eigene Unabhängigkeit wird gefördert. So können Familienbett-Kinder ebenso autonom werden wie andere Kinder und sind sich ihrer Selbst zumeist sogar sicherer.

Teenie im Bett?

Ein weiteres Gerücht ist, dass Kleinkinder – einmal im Familienbett angenommen – kaum wieder loszuwerden sind. Erfahrungswerte haben hier gezeigt: Auch das stimmt nicht. Denn Kinder kommen ab dem dritten Lebensjahr in eine Phase, wo sie bewusst Unabhängigkeit suchen. Zwischen drei und fünf Jahren ziehen somit die meisten Kinder in ihr eigenes Zimmer oder teilen sich eins mit einem Geschwisterchen.

Das leidende Sexualleben

Des Weiteren befürchten viele Eltern, dass ihr Sexualleben langfristig leidet, sollte das Baby im Bett einziehen und die nächsten drei bis fünf Jahre bleiben. Das ist keine unberechtigte Sorge, denn wer will schon Sex vor seinem Kind haben? Aber ein Glück, dass nicht nur das Bett im Schlafzimmer für Leidenschaft zu zweit herhalten kann. Vielleicht könnt ihr gemeinsam außerhalb des Schlafzimmers kreativ werden?

Dos and Don’ts – Das gilt es im Familienbett zu beachten!

Do:

  • Dem Kind zugewandt schlafen. So bekommst du unterbewusst alles mit.
  • Kind auf Brusthöhe, um es vor Kissen und Decken zu schützen.
  • Wenn es allein schläft mit Babybett, Stillkissen oder mit Rausfallschutz sichern.
  • Baby im eigenen Schlafsack und nicht unter Decke, als Schutz vor Ersticken und Überhitzung.
  • Keine Lücken zur Wand / zwischen Matratzen: Eine Liebesbrücke / Ritzenfüller nutzen.
  • Nicht neben Geschwister. Zum Schutz des Neugeborenen.
  • Nicht (am Anfang) zwischen Eltern, sondern neben der Mutter.
  • Babybalkon oder Beistellbett nutzen, wenn man sich damit sicherer fühlt.
  • Eine Matratze ideal, da keine Lücken entstehen.

Don’t:

  • Raucherhaushalt: Kann für das Kind im Schlaf tödlich sein.
  • Nicht bei starkem Übergewicht. Körpermasse und Umfang wird unbewusst unterschätzt.
  • Alkohol, Medikamente (Schlafmittel!) und Drogen: Beeinflussen das Bewusstsein, sodass du zu tief schläfst.
  • Erkrankungen: Erkältung bis hin zu Epilepsie der Eltern.
  • Übermüdung
  • Wasserbett, Sofa, Klappbett, weiche Matratze: Sie alle sind ungeeignet, da sie entweder zu elastisch sind oder zu wenig Platz bieten.
  • Kuscheltiere im Bett. Durch sie kann dein Kind ersticken.