Gefahren beim Baden im Baggersee

Gefahren beim Baden im Baggersee

Wer auf überfüllte Schwimmbecken und Chlorgeruch verzichten möchte, springt gerne an Baggerseen ins kühle Nass. Doch dort lauern Gefahrenquellen, die mitunter lebensgefährlich sein können.

So entsteht ein Baggersee

Baggerseen sind keine natürlich entstandenen Seen. Es handelt sich bei ihnen um nicht mehr benutzte Abbaulöcher von Kies, Sand oder Braunkohle, die renaturiert wurden. Dazu wurden sie bepflanzt und mit Wasser gefüllt. Insgesamt gibt es bundesweit 575 Braunkohletagebauseen, die meisten davon in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. In den ehemaligen Braunkohlerevieren werden in den nächsten Jahren noch weitere neue Seen geflutet.

Gefahrenquelle 1: Die Größe

Durch ihre ursprüngliche Funktion als Abraumgrube haben Baggerseen unregelmäßige Formen. Es gibt keinen Beckenrand, der die Schwimmzone begrenzt. Dadurch verschätzen sich viele Menschen und schwimmen zu weit in die Mitte des Sees. Viele Unfälle passieren, wenn die Kräfte nachlassen und der Schwimmer nicht mehr an den Rand zurück kehren kann.

Achte daher immer darauf, nicht zu weit hinauszuschwimmen. Statt den See zu durchqueren, kannst du ihn zum Beispiel umrunden. Bleibe dabei in Strandnähe. Wenn es in deinem Baggerloch Sandbänke gibt, nutze  diese zum Verschnaufen. Außerdem kannst du dir zum Schwimmen einen Bereich suchen, in dem dir das Wasser nur bis zur Brust reicht. So kannst du bei Ermüdung sofort eine Pause einlegen.

Gefahrenquelle 2: Die Tiefe

Auch die unterschiedlich tiefen Stellen machen das Baden in Seen gefährlich. Bei den gefluteten Gruben passiert es schnell, dass der Boden nicht fest ist. Das ist vor allem im Uferbereich der Fall. Durch eine unbedachte Bewegung kann es dir dort förmlich den Boden unter den Füßen wegziehen. Achte daher immer darauf, wohin du trittst. Besondere Vorsicht gilt, wenn du mit Kindern baden gehst. Lasse sie niemals allein im Wasser, auch wenn du denkst, sie halten sich in einem Nichtschwimmer-tauglichen Bereich auf.

Mit den ungleichen Tiefen hängen auch die Temperaturschwankungen in Seen zusammen. Bestimmt ist es dir beim Schwimmen schon einmal aufgefallen: Gerade eben war es noch mollig warm, doch beim nächsten Kraulzug ist das Wasser eiskalt.

Das hängt mit der sogenannten Sperrschicht, auch Metalimnion genannt, zusammen. Stehende Gewässer bestehen aus verschiedenen Zonen, wobei die oberste (Nährschicht) durch das Sonnenlicht erwärmt wird. Diese wird von der Sperrschicht abgelöst, in der es viel kälter ist, weil die Sonnenstrahlen nicht mehr dorthin gelangen.

Am Ufer, wo es noch flach ist, empfindest du das Wasser als angenehm warm. Je weiter du in den See gehst oder schwimmst, desto mehr fällt der Boden ab. Es kann vorkommen, dass du am Oberkörper noch warmes Wasser spürst, während deine Beine schon richtig kalt sind. Wenn du schwimmst, werden diese Wasserschichten durcheinandergewirbelt. Dann kommt es zu heftigen Temperatursprüngen.

Diese Schwankungen können Kreislaufprobleme verursachen. Wenn du unter Schwindelanfällen oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidest, bleibe lieber im flachen, warmen Wasser. Kaltes Wasser führt außerdem zu Muskelkrämpfen, die den Schwimmer daran hindern, wieder ans rettende Ufer zu gelangen.

Gefahrenquelle 3: Unebener Untergrund

Der unregelmäßige Grund des Baggersees bietet ein erhebliches Verletzungsrisiko. Wer gerne kopfüber eintaucht, sollte sich vorher vergewissern, dass die ausgesuchte Stelle auch wirklich tief genug ist. Unfälle durch Sprünge in zu flaches Wasser können zu heftigen Verletzungen der Wirbelsäule führen, die im schlimmsten Fall eine Lähmung nach sich ziehen.

Doch nicht nur das seichte Wasser am Ufer, auch die Seemitte birgt Risiken. Dort kann es völlig unvermittelt einen Abbruch geben. Plötzlich fällt der Boden, auf dem du gerade noch gelaufen bist, zehn Meter in die Tiefe ab. Darum solltest du in einer Sandgrube jederzeit damit rechnen, sofort schwimmen zu müssen. Achte hier auch wieder auf Kinder und kleinere Menschen.

In manchen Baggerseen gibt es am Boden noch alte Fördermaschinen. An diesen können sich starke Strudel bilden, die dich in die Tiefe ziehen.

Gefahrenquelle 4: Kein Bademeister

Jeden Sommer gibt es tragische Meldungen über Badeunfälle mit tödlichem Ausgang. Das liegt nicht nur daran, dass alte Kies- und Kohlegruben mehr Gefahren als Freibäder bergen. Dazu kommt, dass es keine Bademeister wie in den städtischen Einrichtungen gibt. Zudem liegen die Seen meist an schwer einsehbaren Stellen, die für die Rettungskräfte nur schlecht erreichbar sind. Oft kommt dann jede Hilfe zu spät.

Meide darum Stellen, die du nicht einschätzen kannst und halte dich unbedingt an die Baderegeln der DLRG. Achte nicht nur auf dich, sondern auch auf andere Badegäste. Wenn du einen Unfall beobachtest, rufe sofort Hilfe. Auch eine Auffrischung in lebensrettenden Sofortmaßnahmen kann nie schaden.