Der Klaps auf den Po schadet

Warum der kleine Klaps auf den Po falsch ist

Immer noch glauben viele Eltern, ein kleiner Klaps habe noch keinem Kind geschadet. Doch das Gegenteil ist der Fall. Darum ist es wichtig, neue Wege ohne Gewalt zu bestreiten.

Was soll an dem Klaps so schlimm sein?

„Natürlich würde ich mein Kind niemals verprügeln – aber wenn es nicht hört, kriegt es auch mal ein paar auf die Finger oder den Hintern.“ Wie oft hast du diesen Satz schon in deinem Umfeld gehört? Es ist erschreckend, dass auch immer noch viele junge Eltern dieses Verhalten für richtig und gut befinden. „Mir hat es damals auch nicht geschadet,“ wird dann oft argumentiert.

Das dies nicht stimmt, zeigt eine große Studie aus den USA.  Im Jahr 2016 analysierten Wissenschaftler der University of Texas in Austin die Langzeitwirkungen von harten Erziehungsmaßnahmen. Dazu untersuchten sie über 160.000 Kinder und stellten erschreckende Ergebnisse fest.

Was passiert mit Kindern, die geschlagen werden?

„Wir haben herausgefunden, dass es schädliche Auswirkungen hat und nicht dazu führt, dass Kinder sich sofort oder auf lange Sicht besser benehmen, was Eltern meist erreichen wollen, wenn sie ihren Kindern einen Klaps geben“, sagt Elizabeth Gershoff, die an der Studie mitgewirkt hat.

Stattdessen legen die Kinder zunehmend aggressives Verhalten an den Tag. Dies hat zweierlei Gründe: Zum einen ist dies der Kanal, mit den eigenen Verletzungen umzugehen. Zum anderen lernt das Kind durch die elterlichen Strafen, dass es selbst schlagen muss, um seinen Willen durchzusetzen. Der Lerneffekt ist also genau das Gegenteil von dem, worauf die Eltern abzielen.

Doch nicht nur der Körper, auch die kleine Seele nimmt Schaden. Durch die Ohrfeige oder den Klaps auf die Hand wird die persönliche Grenze des Kindes überschritten. Es fühlt sich herabgesetzt und gedemütigt. Auch verbale Gewalt führt zu Erniedrigung und zerbrochenen Menschen. Schon Sätze wie „Du bist doch zu allem zu blöd!“ nagen stetig am Selbstwertgefühl. Aus diesen Kindern werden eines Tages Erwachsene, die nicht für ihre eigenen Grenzen einstehen können.

Was sagt der Gesetzgeber?

Aus diesem Grund wurde das Recht des Kindes auf körperliche und seelische Unversehrtheit im Deutschen Gesetzestext verankert. Dazu zählen einerseits Artikel 2 im Grundgesetz: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Doch auch das Bürgerliche Gesetzbuch regelt dieses Recht im § 1631 Abs. 2: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Was heißt das konkret?

Es gibt keinen Unterschied zwischen „dem kleinen Klaps auf den Po“ und der Prügelstrafe – Gewalt ist Gewalt. Da gibt es nichts schön zu reden. Wer sein Kind schlägt, demütigt es und richtet dauerhaften seelischen Schaden an. Wer seinem Kind gegenüber verbal oder körperlich gewalttätig wird, macht sich strafbar.

Was kann ich tun?

  • Versuche umzudenken: Dein Kind ist nicht dein Besitz, sondern eine eigenständige Persönlichkeit mit Rechten.
  • Belies dich über die kindliche Entwicklung. Oft verlangen wir Großen viel zu viel von unseren Kindern, was diese noch gar nicht leisten können. Oder wir deuten ihr Verhalten falsch: Zum Beispiel empfinden manche Eltern das Lächeln ihres Kindes als provozierend, wenn sie schimpfen. Dabei ist dies der Versuch, Mama wieder zu beschwichtigen und ebenfalls zum Lächeln zu bringen.
  • Begegne deinem Kind auf Augenhöhe und löse dich von veralteten Vorstellungen, wie ein Kind zu funktionieren hat. „Beziehung statt Erziehung“ ist ein wichtiges Credo. Möchtest du, dass dein Kind Angst vor dir hat oder dass es dich liebt?
  • Wenn in deinem Beisein ein Kind geschlagen oder verbal erniedrigt wird – greif ein! Die Kleinen können sich noch nicht wehren, du kannst für sie einstehen und vor den Erwachsenen verteidigen. Informiere außerdem gff. die Polizei und Jugendamt.
  • Wenn du selbst zu aggressivem Verhalten oder Affekthandlungen neigst: Verlasse die Situation, bevor du handgreiflich wirst. Gönn dir ein, zwei Minuten Auszeit, bevor du zu deinem Kind zurückkehrst. Erkläre ruhig, aber bestimmt, was dir nicht gefallen hat. Mit älteren Kindern solltest du eine Vereinbarung für die Zukunft treffen.
  • Kritik ist wichtig, aber sie muss konstruktiv sein. Gewaltfreie Kommunikation kann dir helfen, ermutigend statt verletzend zu sprechen.
  • Such dir professionelle Hilfe, wenn du aus deinem Handlungsmuster nicht ausbrechen kannst. Dafür zuständig sind Beratungsstellen wie pro familia oder die Diakonie.

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