altersgemischte Gruppe

Leben und lernen in altersgemischten Gruppen

In immer mehr Kindergärten und Schulen setzt sich das Prinzip altersgemischter Gruppen durch. Denn wenn große und kleine Kinder zusammen lernen, bietet das viele Chancen.

Was sind altersgemischte Gruppen?

In vielen Kindergärten, aber mittlerweile auch in einigen Schulen, gibt es das pädagogische Konzept der altersgemischten Gruppen. Das bedeutet, dass Erzieher Kinder unterschiedlichen Alters gemeinsam in einer Gruppe betreuen. Doch woher kommt eigentlich die Idee, jüngere und ältere Kinder zusammen lernen zu lassen? In der Vergangenheit war die altersgemischte Bildung in der Volksschule durchaus gängig. Da es auf dem Dorf häufig nur wenige Kinder gab, unterrichtete der Lehrer sie gemeinsam, gab ihnen jeweils aber unterschiedliche Aufgaben. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es nach einer umfassenden Reformierung des Schulsystems wieder nach Jahrgängen getrennte Klassen. Heutzutage lässt sich das jahrgangsübergreifende Lernen in der Regel eher in nicht-staatlichen Schulen oder Modellklassen finden.

Altersmischung in der Kita

In Kitas ist es dagegen seit jeher üblich, dass Erzieher Kinder in bestimmten Altersgruppen betreuen. Wo dreijährige bis sechsjährige Kinder in Kita-Gruppen zusammen spielen, basteln und singen, sprechen pädagogische Fachkräfte von der kleinen Altersmischung. Vielerorts hat sich in den letzten Jahrzehnten die erweiterte Altersmischung durchgesetzt. Der Begriff umfasst verschiedene Konzepte, zum Beispiel die Aufnahme von Zweijährigen in den Kindergarten oder eine Verknüpfung von Kindergarten– und Hortgruppen. In manchen Kitas kann die Bezugserzieherin so die Kleinen bis zu ihrem zehnten oder zwölften Lebensjahr weiter betreuen. Das gibt nicht nur Sicherheit und Stärke, es hilft Schulanfängern auch, sich auf den neuen Schulalltag zu konzentrieren.

Vorteile altersgemischter Gruppen

Doch Spielen und Lernen mit anderen Kindern, die in einem unterschiedlichen Alter sind, bietet noch viel mehr Vorteile:

1. Vorbereitung auf das Leben

Ein Altersmix entspricht dem Leben im Alltag: Ob auf der Arbeit oder im Sportverein – nur selten bewegen wir uns in einer altershomogenen Gruppe. Auch die Kinder haben diese Erfahrung bereits durch ältere oder jüngere Geschwister, Nachbarskinder oder weitere Verwandtschaft gemacht. Übertragen pädagogische Fachkräfte dieses soziale Modell auf die Kindertagesstätte, haben die Kleinen die Chance, sich optimal auf das spätere Leben vorbereiten.

2. Besserer Umgang unter den Kindern

Ältere Kinder fungieren automatisch als Vorbild für die kleinen Kinder. Dadurch sind die Großen rücksichtsvoller und hilfsbereiter, sie lernen Einfühlungsvermögen und übernehmen Verantwortung. Die Jüngeren schauen sich dagegen von den Großen ab, wie sie Konflikte lösen können. Sie lernen, zusammenzuarbeiten, statt sich um dieselben Spielsachen zu streiten. So entstehen tiefe Freundschaften zwischen den Kindern, die auch längerfristig halten, da sie nicht durch einen Einrichtungswechsel oder den Schuleingang unterbrochen werden.

3. Geschwister bleiben zusammen

Ein weiterer Pluspunkt für Altersmischung ist die Berücksichtigung von Geschwistern. Diese können zusammen eine Gruppe in der gleichen Einrichtung besuchen, wodurch die Eltern besser planen und Fahrzeit sparen können. Oft klappt auch die Eingewöhnung beim jüngeren Kind viel besser, wenn der große Bruder als Fels in der Brandung dabei ist. Einzelkinder finden in der Gruppe oft ältere „Ersatz-Geschwister“, die ihnen Sicherheit bieten. Außerdem fördern altersgemischte Gruppen den Spracherwerb und sind wichtig für andere Entwicklungsanreize der Kinder.

Eltern und Erzieher profitieren von altersgemischten Gruppen

Für die Erwachsenen bietet die Altersmischung ebenso viele Pluspunkte. Die Erzieherinnen profitieren innerhalb ihrer pädagogischen Arbeit. Sie müssen nicht jährlich Kinder verabschieden oder Neue eingewöhnen. Sie haben so mehr Zeit, sich auf die von ihnen betreuten Kinder einzulassen und zu ihrer Entwicklung beizutragen. Das Zusammenspiel von Eltern und Pädagogen wird dadurch intensiver, was sich auch im Engagement der Erziehungsberechtigten niederschlägt. Die Erzieherinnen haben außerdem vielfältigere Möglichkeiten, die Betreuungszeiten zu gestalten. Dazu braucht es Flexibilität und eine kreative Planung des Tagesgeschehens.

Nachteile von altersgemischten Gruppen

Altersgemischte Gruppen können auch Konfliktpotential bergen und die Arbeit von Betreuern erschweren. So haben die Kinder aufgrund des verschiedenen Alters unterschiedliche Interessen und individuelle Bedürfnisse. Das kann dazu führen, dass sich beispielsweise beim Spielen doch wieder Altersgruppen bilden. Zudem könnten sich kleinere Kinder verunsichert fühlen, wenn größeren Kindern mehr erlaubt ist.

Eltern sollten sich daher am besten selbst ein Bild vom Angebot vor Ort machen. Altersgemischte Gruppen sollten nicht zu groß sein. Zudem gibt es weitere Herausforderungen an die Einrichtung: Die Gruppenräume müssen entsprechend gestaltet sein, um sowohl Kleinkinder als auch Grundschüler anzusprechen. Dazu braucht es unterschiedliche Materialien und Angebote, aber auch eine entsprechende Raumgröße mit Rückzugsmöglichkeiten oder Arbeitszonen. Denn wer will schon gerne eine knifflige Mathe-Aufgabe lösen, während ein Zweijähriger laut singend um den Tisch rennt?

Ob im Kindergarten oder in der Schule, letztendlich müssen Eltern individuell für ihre Kinder entscheiden, welches Konzept besser passt. Altersgemischte Gruppen bieten viele Vorteile, aber die Einrichtung sollte die dafür passenden Voraussetzungen bieten. So können die Bedürfnisse der Kinder in den verschiedenen Altersgruppen berücksichtigt werden.

 

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